Sonntag, 17. Dezember 2017

Sechsundsiebzigster Schritt: Digitalisierung

Die letzten Wochen habe ich damit verbracht, meine CDs zu digitalisieren. Meine gesamte Musiksammlung ist jetzt im MP3-Format nicht nur auf der Festplatte, sondern auch auf meiner Speicherkarte im Smartphone. Die bereits digitalisierten habe ich über Rebuy verkauft. Via Ebay hätte ich zwar gewiss mehr für sie bekommen, doch ich wollte mir den Stress nicht bereiten, sie einzeln oder als Konvolut zu verkaufen und mich mit dem Verkaufsprozess und den Käufern runzuzackern. 

Wie das Ganze?
Mittels der Verkaufs-App auf dem Smartphone geht das ganz einfach: Barcode einscannen, in den Warenkorb mit dem Datensatz und dann nur noch bestätigen und das Paketlabel ausdrucken (Das ist keine Werbung für Rebuy. Mit Momox geht das genauso.). Im Schnitt gab es einen Euro pro CD. Beim ersten Paket war es noch eine Hürde, eine CD wegzugeben, die ich vor 20 Jahren für 20 Mark gekauft habe, wenn mir die App 15 Cent anbietet. Beim zweiten Paket war es schon etwas einfacher, weil im Hirn angekommen war, dass die Daten ja noch bei mir sind. Beim dritten war es völlig entspannt. Der Gedanke hatte sich verfestigt, dass ich mit meinem Geld die Leistung der Künstler bezahle, während die CD und die Hülle nur ein Transportmittel sind. Mein neues Transportmittel ist das Smartphone, in dem ich nun drei IKEA-Regale mit Musik mit mir herumtrage. Unglaublich! Die restlichen CDs habe ich unserem Kostenlos-Laden gebracht, wo sich meine übrigen CDs holen mag, wer Lust hat. Solche, die ich absolut feiere, habe ich jedoch behalten, wie meine Led-Zeppelin- und meine Elvis-Box. Noch habe ich ja einen CD-Spieler.

                                Bild 1: Jede Menge CDs
                                Bild 2: Endlich leer
                                Bild 3: Jede Menge neue Arbeit
Warum das Ganze? 
Zum einen, weil ich die CDs nur sehr selten genutzt habe. Meistens höre ich ohnehin Musik über das Handy oder das Netbook, die ich per Bluetooth oder Kabel mit meiner Stereoanlage verbunden habe. Bislang war jedoch nur wenig eigene Musik darauf. Meist hörte ich Radio oder hatte Musik gestreamt. Jetzt kann ich meine eigene Musik hören, was dann auch weder Bandbreite, noch so viel Strom verbraucht wie das Streamen.
Zum anderen kann ich den Platz in meiner Wohnung nun sinnvoller einsetzen, als für die Aufbewahrung von CDs, die ich nicht mehr höre. Zum Beispiel, indem ich meine DVDs aus dem Schrank hole und dort reinstelle. Sie möchte ich als nächstes abschaffen und veräußern. Noch ist die Hürde sehr viel größer als anfangs bei den CDs. Sie ist regelrecht riesig, was einigermaßen überraschend ist, denn ich habe weder einen Fernseher, noch einen DVD- oder BlueRay-Player. Offenbar braucht mein Gehirn hier länger. Immerhin ist der DVD-Schrank bereits leer. Das ist ein Anfang.

Sonntag, 5. November 2017

Fünfundsiebzigster Schritt: Tun durch Nichtstun

Glänzende Idee: Netbook statt Desktop-PC
Vor einem knappen Jahr kam ich auf die revolutionäre Idee, nicht nur meine Lampen im Haus durch Energiesparlampen zu ersetzen und bei Nichtbenutzung konsequent deaktivierte Steckerleisten zwischen all meine Elektrogeräte und das Netz zu klemmen, sondern auch auf die aberwitzige meinen Kühlschrank dem geregelten Umsatz meines Energieversorgers zu entziehen. Der Status ist immer noch derselbe wie heute. Auch den heißen Sommer mit dachgeschossmäßigen 30° Celsius in meiner bescheidenen Kemenate habe ich frei elektrischer Kühlung ohne Lebensmittel- und persönliche Schäden überstanden. Nachdem ich nun auch noch konsequent mein Netbook anstelle meines Desktop-PCs nutze, das bis zu zweidrittel weniger Strom verbraucht, bin ich im Oktober auf ein Rekordtief gesunken: 23 Kilowattstunden - das sind weniger als sieben Euro, die ich für elektrische Energie im Monat aufwende. Viel mehr kann ich nicht mehr tun, um meinen CO2-Verbrauch durch elektrische Geräte aktiv zu senken - jetzt ist die Zeit fürs Nichttun gekommen und es andere tun zu lassen.

Nicht so glänzende Idee:
CD-Stapel auf Ladeluke
Gut 33 Millionen Tonnen CO2 werden durch Datenverkehr allein in Deutschland freigesetzt. Umso wichtiger, auf Anbieter zu setzen, die möglichst emissionsfreien Strom nutzen. 
Als erstes habe ich geprüft, wie es mein Email-Anbieter mit der Energie hält. GMX ist eine Tochter von 1&1, und die in Montabaur ansässige Firma nutzt vollständig Ökostrom aus Wasserkraft. Eine vermutlich noch bessere Alternative ist Posteo, die von der Stiftung Warentest mit Bestnote getestet wurde. 1&1 ist im Mittelfeld gelandet - im Test ging es allerdings primär um die Funktionalität und nicht um die Nachhaltigkeit.
Meine Homepages werden auch von 1&1 gehostet, insofern bin ich da bereits auf der richtigen Seite, wobei ich bei meiner Recherche auch auf Alternativen wie Greensta und andere gestoßen bin, die ich an dieser Stelle nicht vorenthalten möchte.
Als nächstes habe ich meine Suchmaschine auf Ecosia umgestellt. Ecosia investiert 80% der Werbeeinnahmen in Aufforstungsprojekte. Meine Suchanfragen werden also in Bäume umgewandelt, die wiederum CO2 speichern. Die Ergebnisse der Suchanfragen stehen denen von Google meiner Erfahrung nach in nichts nach. 
Im nächsten Schritt gehe ich das Thema Onlinebanking für mich an. Auch da gibt es Anbieter, wie die GLS oder die Ethikbank, die Nachhaltigkeit auf ihre Fahnen geschrieben haben und keine Unternehmen finanziell unterstützen, die einer lebenswerten Zukunft abträglich sind.
Zum Abschluss noch ein Hinweis: Wer seinen nun nicht mehr benötigten PC zu verkaufen plant, sollte keinen Stapel CDs auf die offene Ladeluke fallen lassen. Es wirkt sich merklich auf den Verkaufspreis aus!

Montag, 23. Oktober 2017

Vierundsiebzigster Schritt: Die Waschkraft der Natur nutzen

Rosskastanien für ca. ein Jahr Single-Haushaltswäsche
Es ist Herbst. Die Blätter verfärben sich und alles um sie herum in bunte Töne: Herbstfarben - ein Begriff der gerne auch von der Bekleidungsindustrie aufgenommen wird und damit eine tolle Überleitung zu meinem Thema ist. Mein täglicher Weg zum Bahnhof führt mich an einem Kastanienbaum vorbei, genau genommen an einer unechten, nämlich einer Rosskastanie. Sie ist mit den Esskastanien nicht verwandt. Das stellt allerdings auch kein Problem dar, denn Essen steht nicht auf dem Programm, sondern eher Essensreste aus Kleidungsstücken zu bekommen - gerne auch aus solchen in Herbstfarben.

Gevierteilte Kastanien
Nachdem ich also eine Woche lang täglich an den von der Baumbesitzerin freundlicherweise am Straßenrand zu kleinen Haufen angesammelten Rosskastanien vorbeigeschlendert war und mich entsann, wie ich als Kind allerlei Figuren mittels hölzerner Zahnstochern gebastelt hatte, erinnerte ich mich glücklicherweise auch daran, dass die Rosskastanie zu den Seifenbaumgewächsen gehört, einer Pflanzengattung, die über Saponine verfügt, die eine seifenähnliche Wirkung haben. Ganz ähnlich also wie bei den Waschnüssen, die in Indien Verwendung finden und gerade von der ärmeren Bevölkerung genutzt werden, um Wäsche zu waschen. Leider führt der hiesige Wunsch, ökologischer zu waschen, zu einem stärkeren Export der Nüsse und zu einer Verteuerung für indische Endabnehmer, die dann chemische Waschmittel einsetzen. In Anbetracht der oftmals fehlenden Kläranlagen ist diese Entwicklung in Indien vermutlich deutlich verheerender, als wenn wir in Deutschland weiterhin mit Chemie waschen würden. Von daher ist die heimische Rosskastanie sicherlich auch global betrachtet die cleverere Alternative.

Geschrotete Rosskastanien zum Trocknen
Ich habe jedenfalls zwei Papiertüten davon gesammelt. Zuhause angekommen habe ich zahlreiche davon mit einem Messer zerkleinert und dann im Mixer geschrotet. Auf dem Backblech habe ich sie eine Woche unter täglichem Wenden an der Luft getrocknet. Nunmehr warten sie in einem Schraubglas auf die nächste Waschmittelproduktion, die wie folgt aussah: Natürlich wollte ich wissen, welches der zahlreichen im Internet zu findenden Rezepte, das bessere Ergebnis bringt. Für das eine Experiment habe ich fünf Kastanien geviertelt und über Nacht in 300 ml Wasser eingeweicht - für das zweite drei Esslössel der geschroteten Kastanien in derselben mensche Wasser. Beide Flüssigkeiten wurden milchig, das Wasser der geschroteten deutlich schneller und intensiver. Als ich beide Behältnisse nach Ende der Einweichzeit schüttelte,
bildete sich sofort Schaum auf der Oberfläche, der an Seifenschaum erinnerte. Bei Experiment zwei bildete sich ca. die doppelte Menge an Schaum. Am Morgen hatte ich die festen Bestandteile dann abgeseiht bzw. durch ein Nusssieb abgetrennt.

Links hinten eingeweichte Kastanien
Rechts vorne fertiges Waschmittel
Tags darauf habe ich beide Flüssigwaschmittel mit zwei Wäscheladungen bei 40 Grad Celsius getestet. Im Ergebnis konnte ich mit dem Auge keinen Unterschied in der Sauberkeit feststellen - sauber waren beide Wäschen. Ich bin sehr zufrieden. Die Wäsche ist weich, optisch sauber und geruchsneutral. Auch nach dem Tragen der so gewaschenen Kleidungsstücke, kann ich nicht sagen, dass ich einen Unterschied zu der herkömmlich gewaschenen Kleidung feststellen kann. Schwere Verschmutzungen werden vermutlich nicht beseitigt, wie in den verschiedenen Test auf anderen Blogs zu lesen ist. Für die einfache Wäsche werde ich es jedenfalls beibehalten. Für die nächste Wäsche habe ich die genutzten Kastanien ein zweites mal eingeweicht, das abgeseihte Wasser jedoch zehn Minuten auf 70 Grad Celsius erhitzt und in eine abgekochte Flasche abgefüllt. So kann sich kein Schimmel bilden, und mein Flüssigwaschmittel wartet geduldig auf die nächste Wäscheladung.

Natürlich darf das Vorher-Nachher-Bild, das jeden ökologischen Hausmann davon überzeugt, künftig kein Waschmittel mehr zu kaufen, nicht fehlen. Ergänzen möchte ich noch, dass die grauen Stellen keine ergrauten, vormals weißen Stellen sind, sondern ein Schatten, der sich heimlich dazwischen geschlichen hat, als ich den Auslöser betätigte. Vermutlich ist es der Schatten Saurons - oder wie hieß nochmal dieser Waschmittelhersteller, den das Ergebnis verärgern könnte :)

Socken, weiß - Links nach, rechts vor der Wäsche

Mittwoch, 20. September 2017

Dreiundsiebzigster Schritt: Fortbewegungs- statt Stillstandsmittel

Weil mein Auto (links) genutzt wird,
muss rechts keins gekauft werden!
Weert Canzler vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) wird in einem Artikel der Zeit zitiert, dass ein Auto im Schnitt 23 Stunden am Tag nur ungenutzt herumstehe. Schaue ich mir die Standzeiten meines Fahrzeugs an, glaube ich, dass ich den einen oder anderen Vielfahrer ausgleiche. Es steht oft tagelang ungenutzt auf meinem Parkplatz. Oder besser: Es stand ungenutzt. Dazu weiter unten mehr. Nun hole ich erst einmal etwas aus. Bereits letztes Jahr rechnete ich mir aus, was es kosten würde, die Wegstrecken, die ich mit dem Auto zurücklegen muss, beispielsweise weil ich Veranstaltungsequipment mit mir führe oder an Orten auftrete, die mit den Öffentlichen nicht oder in nicht vertretbarer Zeit erreichbar sind, per Carsharing abzudecken, und ich kam zum Schluss, dass tatsächlich die gleichen Kosten aufkämen. Dazu müsste ich jedoch die permanente Verfügbarkeit eines ungebundenen Fortbewegungsmittels aufgeben. Wobei, bei 23 Stunden Unbeweglichkeit im Mittel sollte ich es lieber Stillstandsmittel nennen. Jedenfalls verwarf ich den Gedanken daraufhin. Als nächstes machte ich mir Gedanken, wie ich mein Stillstandsmittel wieder zu einem Fortbewegungsmittel machen könnte. Das einfachste wäre, ich suche mir Menschen ohne Auto und teile meins mit ihnen. Das ist natürlich Vertrauenssache, weshalb ich in meinem Freundeskreis suchte. Inzwischen sind wir fünf Menschen. Wer auch immer es braucht, schreibt eine Gruppennachricht in der Messenger-App, die wir nutzen. Wer zuerst schreibt, fährt zuerst! Meinen Schlüssel habe ich zentral für alle zugänglich gelagert (unter einem Stein im Park). Dass wir befreundet sind, erleichtert die Abrechnung. Ich mag keinen Bürokratiequatsch! Fahrtenbücher mit akribischen Kilometerabrechnungen, Rechnungsstellung oder gar Abbuchungen am Monatsende? Nein, es soll doch das Leben erleichtern, aber vor allem mein Auto zu einem nützlicheren Gebrauchsgegenstand machen. Ich tanke weiterhin, zahle Steuer und Versicherung und kümmere mich um die Inspektionen und Reparaturen. All diese Kosten habe ich auf den Kilometer umgelegt, und welcher meiner ausgewählten Freunde auch immer mit dem Auto fährt, wirft das Kilometergeld in den ungenutzten Aschenbecher, der damit umgangssprachlich sogar wieder zu einem Aschenbecher wird. Meine Freundin hat ihr Auto im Februar verkauft, und die anderen drei müssen sich weder eines kaufen, noch eines für teures Geld mieten. Gute Idee für Geldbeutel und Umwelt!

Eines dieser Fahrten, die ohne Auto nicht zu machen sind, ist beispielsweise die zu meinem letzten Workshop, den ich in Bad Nauheim abhalten durfte. Ich hatte das Auto voll mit Salz, Natron, Zitronensäure, Essig, Kokosöl sowie Mörser, Mixer und weiterem Werkzeug zur Zubereitung günstiger und plastikmüllbefreiter Haushalts- und Hygienemittel. Das hätte ich mit Bus oder Bahn nicht schleppen wollen. Über 30 Gäste waren in den Weltladen gekommen und rührten mit mir zusammen Peelings, Spülmittel, Zahnsalz und Deocreme an, während ich mich über Müllreduktion und „Degrowth“ auslies. Das war ein toller Nachmittag – parallel war das Elvis-Festival. Auch Tolle! 
Für alle, die nicht dabei sein konnten: Am 1. Oktober, 16:00 Uhr, bin ich auf Einladung der Brauch-Bar im Gemeindehaus der evangelischen Gemeinde in Büdingen (Vorstadt 9, 63654 Büdingen) und am 12. Oktober, 20:00 Uhr, auf Einladung der Landfrauen Bruchenbrücken im dortigen evangelischen Gemeindehaus (Am Pfarrgarten 1, 61169 Friedberg). Ich freue mich, euch dort zu sehen.
Ach ja, der Weltladen in Bad Nauheim unterstützt übrigens auch Carsharing. Was für ein Zufall!

Mittwoch, 2. August 2017

Zweiundsiebzigster Schritt: Weichen für den Erdüberlastungstag 2018 stellen und Warmwasser sparen

Von NASA / Bill Anders - Gemeinfrei
Heute ist der 2. August, der Tag, an dem wir nach Berechnungen der Global Footprint Network die uns für dieses Jahr zur Verfügung stehenden Ressourcen aufgebraucht haben. Es ist der frühste „Earth Overshoot Day“ seitdem es im Jahr 1971 erstmals zur Welterschöpfung kam. Rechnerisch 1,7 Erden bräuchten wir, wenn wir nicht weiter Ressourcen zu Lasten unserer Nachfahren verbrauchen wollten – dabei sind wir mit unserer industrialisierten Lebensweise Hauptverursacher. 3,2 Planeten bräuchte es, wenn alle so mit ihren Ressourcen umgingen wie wir in Deutschland. Der deutsche Erdüberlastungstag fiel dieses Jahr daher auch auf den 24. April. Natürlich habe ich bei fussabdruck.de auch meinen persönlichen „Erdbedarf“ errechnet. Das Global Footprint Network lässt zirka 15.000 Datenpunkte einfließen, bei fußabdruck.de sind es nur 13, aber als Richtwert ist es eine gute Wahl. Die Grundeinheit ist hier wie dort der globale Hektar (gha), also die Landfläche, die jedem Erdenbürger theoretisch zur Verfügung stünde, konkret: nutzbare Landfläche der Erde (11,3 Mrd Hektar) geteilt durch die  Weltbevölkerung (7,5 Mrd) ist gleich ca. 1,5 gha pro Kopf. Laut Fußabdrucktest  habe ich es geschafft, mich seit Dezember 2013 von 6,5 gha (4,3 Erden) auf 3,4 gha (2,3 Erden) zu verringern, indem ich deutlich weniger Müll produziere, mich vegan ernähre, das Auto merklich seltener nutze und meinen Konsum stark reduziert habe. Dennoch überrascht mich das Ergebnis. Ich hätte einen deutlich niedrigeren Wert erwartet. Verantwortlich sind primär mein täglicher Weg zur Arbeit von 35 Kilometern einfacher Strecke, meine Wohnung, die ich alleine bewohne, und das Auto, dass ich besitze (dass ich es mit meiner Freundin teile, interessiert den Test leider nicht). Arbeitete ich am Wohnort und halbierte meine Wohnfläche, käme ich auf 2,6 gha (1,7) Planeten. Ein weiterer für das Ergebnis ausschlaggebender Faktor ist der Zuschlag von 0,8 gha für meinen Anteil an der Infrastruktur in Deutschland. Lebte ich auf einer unbebauten und unbewohnten Insel, bräuchte ich nur noch 1,8 gha (1,2 Erden). Auf der Insel bräuchte ich kein Auto mehr, und schon wäre ich bei einem gha, der unter 1,5 läge – also dort, wo die Bewohner von Bangladesch heute schon sind. Was ist daraus zu schließen? Neben dem Möglichen, was der Einzelne verändern kann, ist es wichtig, die politischen Weichen zu stellen, sodass unsere Infrastruktur möglichst umweltgerecht wird. Dann müssten wir keine bis dato unbewohnten Inseln besiedeln. Besonders hoch ist die Belastung in Deutschland bei CO2-Emissionen, die 64 Prozent des Fußabdrucks ausmachen, und im Bereich Ackerland, die mit 20 Prozent zu Buche schlagen. Im Jahr 2016 haben wir 9,6 Tonnen Millionen Tonnen CO2 pro Bundesbürger ausgestoßen; die weltweite Pro-Kopf-Emission liegt mit 4,9 Tonnen in etwa bei der Hälfte. Einerseits brauchen wir mehr Waldflächen, um unser produziertes CO2 zu binden, andererseits einen geplanten Ausstieg aus dem Verbrauch fossiler Brennstoffe, was natürlich nur funktionieren kann, wenn wir selbst unsere Energieverbräuche stark reduzieren. Landwirtschaftlich nutzten wir im Jahr 2016 16,7 Millionen Hektar, benötigten aber weitere 5,5 Millionen Hektar an landwirtschaftlicher Nutzfläche im Ausland, um – im Kern – Soja als Tierfutter für die Fleisch- und Milchproduktion anbauen zu lassen. Dabei darf man nicht außer Acht lassen, dass bereits 70 % unserer inländischen Agrarfläche für Tierfutter genutzt wird. Auch hier braucht es ein Umdenken: eine Abkehr vom alltäglichen Fleischkonsum und eine Rückkehr zur „Sonntagsbraten-Mentalität“. Die Weichen dafür lassen sich am 24. September bei der Bundestagswahl stellen – ein Blick in die Wahlprogramme reicht, um die richtige Entscheidung zu treffen.

turydddu@Flickr, retouched by JovanCormac - [2], CCBY2.0
Bis dahin versuche ich als nächsten Schritt meinen Warmwasserverbrauch zu senken. Wassermangel herrscht in Deutschland zum Glück nicht, und wir sind bereits vergleichsweise sparsam – wer dort, wo er herrscht, helfen will, erreicht mit dem Verzicht auf Baumwollkleidung und Rindfleisch deutlich mehr. Andererseits kann ich so schon mal etwas üben, Wasser zu sparen, wenn ich erstmal in meinem Mikrohaus mit Brunnen und begrenztem Trinkwasserreservoir lebe. Im Kern geht es mir um die Einsparung warmen Wassers. Wasser, das ich nicht erhitze, verbraucht keine Energie und verursacht keine CO2-Emissionen. Zunächst gehe ich meinen Verbrauch beim Duschen an. Ein herkömmlicher Duschkopf hat einen Durchsatz von  ca. 15 Litern Wasser, ein Sparduschkopf von 7-8. Im Schnitt gehen 20-40 Liter pro Tag für den Duschvorgang in den Abfluss, was einem Drittel des Gesamtverbrauchs entspricht. Meinen eigenen Verbrauch kann ich zwar mangels eigenem Zähler nicht feststellen, aber das ändert ja nichts am Ergebnis. Ich fange damit an, dass ich die „Navy-Dusche“ einführe: Körper nass machen, Wasser abstellen, einseifen und anschließend nur rasch den Schaum wegspülen. Mein Ziel ist eine Duschzeit unter einer Minute. Das Gleiche setze ich bei der Handwäsche um. Das reduziert meinen Warmwasserverbrauch um bis zu 75 %, wodurch ich auch meinen CO2-Fußabdruck reduziere, da ich auch 75 % weniger Wasser heiß machen muss. Vielleicht muss ich am Ende gar nicht auf eine Insel umziehen. Obwohl’s ja schon ganz schön wäre.

Samstag, 1. Juli 2017

Einundsiebzigster Schritt: Reüssieren und Weitergehen

Reüssieren ist ein tolles Wort. Ich habe es schon einmal gehört, aber noch nie zuvor benutzt. Möchte ich aber. Es heißt "Erfolg haben", wie ich gerade recherchiert habe, weshalb ein Thema herbei muss, bei dem ich gerade Erfolg habe. Warum nicht das Thema "Angewandter Minimalismus im Rahmen der persönlichen Verantwortung zur Reduzierung des weltweiten Kohlendioxidausstoßes" wählen? Energiesparen mit anderen Worten!

Wurzelgemüse-Humidor
Seit über einem halben Jahr lebe ich nun ohne Kühlschrank. Über die Wintermonate hinweg war das kein Problem, doch ich fürchtete um das Durchhalten während der Sommermonate, insbesondere da ich in einer Dachgeschosswohnung lebe. Aus diesem Grund habe ich mir einen Offline-Kühlschrank gebaut, der mir die Kühlung mittels Verdunstungswärme verschaffen sollte. Die ersten Tests meines kühlenden Tontopfes ergaben eine um zwei Grad Celsius niedrigere Temperatur innen als außen. Ich hatte die Hoffnung, das würde sich verstärken, wenn die Außentemperatur erst anstiege und mit ihr die Verdunstung. Die Außentemperatur stieg, mit ihr die in der Wohnung und leider auch die in meiner vermeintlichen Kühlvorrichtung. In Spitzenzeiten hatte ich 36 Grad in meiner Wohnung und der Beat ging leider nicht weiter (2Raumwohnung ist eben nicht Dachgeschosswohnung). Ist alle Mühe umsonst? Nein, denn ich durfte feststellen, dass sich Wurzelgemüse - Pastinaken, Petersilienwurzeln, Rote Beete, Mohrrüben etc - ganz hervorragend darin halten. Mangels Kühlung hatte ich sie bislang im Obstkorb gelagert und musste täglich zusehen, wie sie schrumpften. In meinem Offline-Kühlschrank Wurzelgemüse-Humidor halten sie teils gut zwei Wochen. Allerdings fangen sie dann an, wieder Blattgrün zu entwickeln. Living Food eben!

Es gibt Eingemachtes!
Ist mir in der Zwischenzeit etwas verdorben? Ja, dreimal. Allerdings unabhängig vom fehlenden Kühlschrank, wie ich denke. Einmal eine Zitrone, die ich jedoch ohnehin nie im Kühler gelagert hatte, einmal eine Mahlzeit vom Vortag, die ich leider in meinem ausgeschalteten Gerät, das die Kinder liebevoll "Wärmeschrank" nennen, vergessen hatte, und einmal eine vegane Käsesoße, von der ich viel zu viel bereitet hatte. Ich hatte sie in zwei großen Gläsern eingekocht und war offenbar nicht ausreichend auf Keimfreiheit bedacht, so dass eins davon verdarb. Davon abgesehen klappt das Einkochen sehr gut und erspart mir tatsächlich vieles an Kühlgut. Ich mache inzwischen alle Brotaufstriche selbst und koche sie ein. Sie sind wochen-, wahrscheinlich sogar monatelang konserviert. Selbst wenn sie geöffnet sind, halten sie tagelang, ohne dass sie schlecht werden. Wichtig ist nur, immer mit einem sauberen Löffel, den man auch für nichts anderes während des Essens nutzt, in das Glas zu gehen. Weiter ist es ratsam, nicht mehr Gläser zu öffnen, als man binnen vier Tagen aufbraucht. Meine Erfahrung, die ich aber zu Kühlschrankzeiten schon gemacht hatte, ist, dass sich Schimmel schneller zu bilden beginnt, wenn man mal zwei Tage nichts davon isst. Ich vermute, dass man durch das tägliche Entnehmen Schimmelsporen verzehrt, bevor sie zu gefährlichem Schimmelbefall werden können. Die Antwort auf die noch nicht gestellte Frage vorweggenommen: Nein, ich war nicht krank, seit ich ohne Kühlschrank lebe.

Panafrikanische Gemüsefarbmischung
Selbst angeschnittenes Gemüse bedarf keiner Kühlung und wird nicht schlecht, wenn ich es binnen zwei oder drei Tagen verzehre. Ich esse jeden Morgen etwas Rohkost auf meinen Frühstücksbroten: Gurke, Tomate, Paprika, was eben gerade da ist. Verständlicherweise verzehre ich keine komplette Gurke oder Paprika und selten auch keine ganze Tomate auf einmal. Anfangs hatte ich sie in einem großen Schraub- oder Bügelverschlussglas aufbewahrt, um sie vor Sporen und Austrocknung zu schützen. Mittlerweile lagern sie auf einem Teller im "Wärmeschrank". Ich lege sie mit der Schnittstelle darauf, so dass sie quasi nahezu wieder versiegelt sind. Im Ergebnis werden sie weder schlecht, noch schimmeln sie, noch werden sie matschig. Auch Essen vom Vortag stelle ich, lediglich mit einem Teller zugedeckt hinein. Selbst bei warmer Wohnung gab es - abgesehen von dem o. g. Fall - nichts, das schlecht geworden wäre. 
Fazit: Wer etwas reduziert lebt, kommt ohne Kühlschrank aus, was jedoch nicht bedeutet, ich äße spartanisch. Ich esse täglich jede Menge Obst und Gemüse, frischen Salat und Sprossen (damit meine ich nicht die erwähnten Schimmelsporen), habe selbst gebackenes Brot und viel Freude beim Essen. 
An dieser Stelle möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass der Bekannte, der mich dazu inspiriert hat, Milchprodukte und Käse isst, aber dennoch seit inzwischen drei Jahren ohne Kühlschrank lebt. Die schnell verderblichen Milchwaren kauft er unmittelbar von dem Verzehr erst ein. Insofern kühlt für ihn der Supermarkt, dessen Kühlkosten er ohnehin schon mit dem Kaufpreis der Waren bezahlt. Machten das alle, wäre der Supermarkt so etwas wie ein soziales Mehrgenerationen-Kühlprojekt, und wir sparten Millionen von Kilowattstunden an Energie sowie tonnenweise Kohlendioxid.

Wie geht es weiter? Im Schnitt verbrauchte ich in diesem Jahr bislang 38 kwh an Energie monatlich - der Juni war mein Highlight mit nur 26 kw/h. Da ist aber noch Potential! Energiesparlampen sind bereits überall eingesetzt, viele Elektrogeräte, wie das WLAN-Radio im Badezimmer oder der Fernseher im Wohnzimmer sind abgeschafft, sämtliche verbliebenen Elektrogeräte sind an ausschaltbaren Steckerleisten angeschlossen, die bei Nichtbenutzung konsequent ausgeschaltet sind, was auch für den WLAN-Router gilt, und nun möchte ich mich dem Computer zuwenden, der wohl der Stromfresser Nr. 1 ist. Den Drucker habe ich bereits nur noch angeschaltet, wenn ich tatsächlich drucken möchte, und ab heute werde ich einen Monat lang nur mit dem Netbook arbeiten, das schließlich auf wenig Verbrauch getrimmt ist, und den Desktop-PC mit Monitor auslassen. Ich bin gespannt, wie sie das auswirkt.

Donnerstag, 15. Juni 2017

Siebzigster Schritt: Reuse, Farm & Eat

Um es vorweg zu nehmen: Nein, ich bin nicht unter die Fischer gegangen. Es handelt sich nicht um die Reuse zum Fischfang, sondern um das englische Reuse, also Wiederverwenden. Es geht jedoch um Essen (Fische sind kein Essen - Fische sind Freunde) und zwar um Gartengemüse. 

Gut zwei Meter hoch :)
Vor vier Wochen hatte ich mir mein Gartengrundequipment zusammengeschnorrt, das ich brauchte, um ein Gewächshaus für meine selbst gezogenen Tomaten zu bauen und um sie an Spiralen hochwachsen zu lassen. Kaum dass sie groß genug waren, stellte sich die Frage, wo ich sie eintopfen sollte. Die Devise blieb nämlich die gleiche: Davon ausgehend, dass es unzählige Menschen geben muss, die allerlei Dinge ungenutzt bei sich rumliegen haben, muss es auch unzählige Menschen geben, die große Töpfe für meine Tomaten übrig haben. Dachte ich! Diese Menschen leben jedoch offensichtlich nicht in der Wetterau. Also musste ich etwas länger darüber nachdenken und kam dann auf die Idee, statt Töpfe zu kaufen, die es en masse aus Kunststoff gibt und deutlich teurer aus Ton, schaue ich mich einmal um, wo es passende Gefäße noch geben mag. Beim Bäcker um die Ecke wurde ich dann fündig, als ich am Tag der Abholung der gelben Säcke an seiner Backstube vorbei ging. 10-Liter-Eimer, in denen vormals alle möglichen Konfitüren und Obstpürees enthalten waren. Also habe ich gefragt, ob ich sie mitnehmen kann. Aus lauter Dankbarkeit bekam ich gleich acht Stück, die noch nicht in einem gelben Sack waren. 

Gartenecke I
Was für eine Riesenmenge Müll! Es wurde mir erst an diesem Tag so richtig bewusst, was in Bäckereien, Metzgereien, Restaurantküchen und ähnlichen lebensmittelverarbeitenden Handwerken für ein immenser Müll anfallen muss. Auf die Portion heruntergerechnet aufgrund der Großgebinde zwar immer noch deutlich weniger als in einem Ein-Personen-Durchschnittshaushalt, vermute ich, aber was macht der Zero-Waste-Bemühte, wenn er auswärts essen muss? Das Brötchen ohne Tüte zu nehmen und den Kaffee im eigenen Becher, ist zwar wichtig und richtig, aber von sich zu behaupten, keinen Müll produziert zu haben, offensichtlich ein Selbstbetrug. Immerhin weniger als jene, die die Tüte angenommen und den Plastik-Papp-Becher genutzt haben, aber es ist eben auch nicht müllfrei, wenn indirekt welcher anfällt. Vielleicht sollten wir das nicht zu ernst nehmen. Zuhause Zero-Waste umzusetzen ist mit das Beste, was man für die Umwelt tun kann. Das schmälert auch, dann und wann auswärts zu essen, nicht.

Gartenecke II
Meine restlichen Töpfe und Blumenkästen habe ich gänzlich aus Free-Your-Stuff-Gruppen, vom Sperrmüll oder von Freunden geschenkt bekommen, die sie im Keller oder in der Gartenhütte ungenutzt herumstehen hatten. Auch habe ich Pflanzen, Ableger und Samen nahezu ausschließlich von Freunden bekommen. Sogar die Pflanzenerde habe ich in zahlreichen Eimern abgefüllt die drei Stockwerke bis zu meiner Terrasse hochgeschleppt. Im Ergebnis habe ich jetzt nicht nur Tomaten, auch Pflücksalat, Zuckererbsen, weiße Bohnen, Erdbeeren, Stachelbeeren, Heidelbeeren, Paprika, Minze, Melisse, Schnittlauch, Rote Beete, gelbe und grüne Zucchini, Kohlrabi und Salbei in zahlreichen Töpfen und Kästen auf meiner Dachterrasse, ohne irgendeinen Müll produziert oder Dinge unnötig gekauft zu haben. Darüber bin ich sehr glücklich. So sehr, dass ich einige Töpfe ganz altruistisch mit einer Blumenmischung besäht habe und Bienen in einem Insektenhotel freie Kost und Logis anbiete. 

Auch wenn mein Gemüsehändler samstags etwas traurig schaut, wenn ich bei ihm einkaufe, es ist traumhaft, einfach auf die Terrasse gehen zu können, sich zwei Handvoll Zuckerschoten zu ernten und ein Abendessen zu haben. Frischer, leckerer, ökologischer und zero-wastiger geht es nicht.

Immerhin die Pilze habe ich gekauft - verpackungsfrei versteht sich

Montag, 8. Mai 2017

Neunundsechzigster Schritt: Reduzieren, reduzieren, reduzieren

Die Weltreligionen, die Kabbala und ein graues Unterhemd
Nach einem Monat voller Plastiksparen hat sich viel Lust darauf angehäuft, sich dem Thema Minimalismus mal wieder zuzuwenden – immerhin muss ich noch das eine oder andere loswerden, wenn ich mittelfristig die Vision eines Lebens im Mikrohaus umsetzen möchte. Eine kleine Kiste Klamotten habe ich aussortieren und für die Kleidersammlung bereitstellen können – nicht ganz so viel, wie ich gedacht hatte. Noch immer habe ich vergleichsweise viel Kleidung, und das obwohl ich nun das vierte Mal aussortiert habe. Der nächste Schritt wird sein, realistisch aufzulisten, wie viel von jedem Kleidungsstück ich tatsächlich benötige. Manches T-Shirt liegt nie oben auf dem Stapel, habe ich den Eindruck. Auch den Büchern habe ich mich wieder zugewandt. Trotz vieler wieder in den Regalen verbliebener Werke, die ich zwar mit Sicherheit nicht erneut lesen werde, aber irgendwie mit mir verknüpft bleiben wollen, habe ich eine Kiste füllen können, die der Pfarrer der Nachbargemeinde für seinen Bücherflohmarkt gerne entgegennimmt; immerhin war auch ein passendes Buch dabei: „Die Weltreligionen“. Dazwischen habe ich kleiner Schelm zwar auch einen bebilderten Kamasutra-Auszug versteckt, aber, hey, auch Christus aß nicht nur gesäuertes Brot.

Weder CDs, noch DVDs, aber auch aussortiert
Deutlich schwerer zu gehen, entpuppte sich der Schritt zu weniger CDs und DVDs. Ich komme mit elektronisch abgelegter Musik nicht wirklich zurecht. Ich habe meine kompletten CDs bereits digitalisiert. Anfangs waren sie nach Genre, später alphabetisch abgelegt. Leg mal nach Genres ab! Das ist gar nicht so einfach. Das meiste ließ sich nicht wirklich zuordnen und landete dann bei Rock und Pop. Super! Total hilfreich. Also sortierte ich nach dem Alphabet. Nur wer sagt schon: „Och, heute habe ich mal Lust auf Musik, die mit B beginnt“? Ich mag es, meine CD-Cover aneinandergereiht vor mir zu haben. Ich sehe die CD-Rücken. Sie wecken ein Gefühl dafür, welche Stimmung deren Musik in mir weckt. In Sekunden habe ich mein CD-Regal sondiert und wenige Zeit später meine Auswahl getroffen. Das schaffe ich mit dem Handy noch nicht. Vielleicht kommt es noch. Ich habe immerhin schon einen Bluetooth-Receiver für die Stereo-Anlage gekauft (so viel zum Thema Reduktion).
Meine DVDs wollte ich ebenfalls reduzieren. „Ein Hund namens Beethoven“ neben „Highlander“ und „Reservoir Dogs“; da fiel es mir leicht, Auszusortierendes zu identifizieren. Ich bekam den Tipp, Momox und Rebuy mal zu testen. Tat ich. Eine halbe Stunde hatte ich damit verbracht, jene DVDs einzuscannen. Die eine Hälfte der 20 Videos war nicht gelistet, für die andere hätte ich vier Euro noch was bekommen. Insgesamt! Ich habe sie wieder eingeräumt. Lieber verschenke ich sie, als dass ich 18 Stunden – zugegeben teils zweifelhafter – cineastischer Unterhaltung für das Equivalent eines Falafel-Sandwiches plus Kaltgetränk weggebe.

Und gleich isse wech!
Warum überhaupt weggeben? Nur des Mikrohauses wegen? Nein, der Hauptgrund ist unabhängig davon: Es sind Rohstoffe - Unmengen davon -, die in unseren Haushalten vorhanden sind, doch ungenutzt. Kleidung kann weitergenutzt, aber auch recycelt werden. Finden Bücher keinen Leser, so sind sie – auch wenn es mir als Bücherfreund wehtäte – immerhin Altpapier, für das kein Baum gefällt werden muss. Und die goldenen Scheiben – ganz ähnlich wie bei den Büchern: Findet sich kein Sammler, so ist es jedenfalls besser, das Polycarbonat wird recycelt als in meinem Schrank aufbewahrt. Ich muss also nochmal ran,
Wirklich und uneingeschränkt erfolgreich war ich mit dem letzten Schritt: Ich habe ich meine Waage und mein Körperfettmessgerät verschenkt. Zu diesem nicht ganz einfachen Schritt gibt es eine etwas neurotische Vergangenheit, die ihr gerne in meiner Kolumne nachlesen könnt, wenn ihr wollt. Viel Spaß.

Freitag, 28. April 2017

Das Experiment Gelber Sack XXVIII

"Der letzte Müll!"
Tag 28 bei "Das Experiment Gelber Sack"! Das Vier-Wochen-Experiment ist zuende. Es war eine spannende Zeit, auch wenn ich zugeben muss, dass es mich an manchen Tagen ganz schön gefordert hat, mich teils spät abends im Anschluss an Veranstaltungen noch an den Rechner zu setzen und über den Tag zu schreiben, doch ich hatte den Anspruch, es ernst zu nehmen. Jedenfalls bin ich sehr zufrieden mit den letzen vier Wochen. Ich habe noch ein paar Stellschrauben drehen können und ein paar weitere identifiziert. Auf Facebook wird es alsbald mein Abschlussinterview geben. Ansonsten habe ich ja selbst schon in meiner Kolumne vom 25. April resümiert. 
Den letzten Tag wollte ich jedoch nutzen, um noch etwas Müll zu machen. Final hinzugekommen ist eine ca. zwei Jahre alte Sonnencremeflasche aus Plastik. Ich habe zwei zusammengeschüttet, so dass ich sie wegwerfen kann. Das ist etwas, für das ich keine sinnvolle Alternative kenne. Olivenöl, wie ich es zur Hautpflege nutze, aufzutragen, reicht leider als Sonnenschutz nicht. Vermutlich einen LSF von etwas mehr als sieben hat es. Da ich Samstag und Sonntag auf dem Boom-Design-Festival in Bad Homburg lesen werde und viele Stunden im Freien sein werde, geht es nicht ohne einen vernünftigen Sonnenschutz (darüber hatte ich schon einmal gebloggt ;-))
Zuletzt bleibt zu sagen, dass ich mich nun aber freue, wieder den alten Rhythmus einzuschlagen und ein- oder zweimal monatlich zu bloggen. Das gibt mir die Chance, mehr zu experimentieren. 
Danke, dass ihr mich 28 Tage begleitet habt. Ich hoffe, ihr hattet auch Freude dabei. Wir lesen uns!

Donnerstag, 27. April 2017

Das Experiment Gelber Sack XXVII

Außenansicht
Heute ist der vorletzte Tag im Experiment zuende gegangen. Ich war den ganzen Tag unterwegs, hatte mein Essen mit und kam daher nicht in die Verlegenheit, Müll machen zu müssen. Zu berichten gibt es aber dennoch etwas. Wenige Kilometer von mir entfernt wohnt Frank Deltau. Frank ist einer der Geschäftsführer von Querbeet. Vor allem aber ist Frank im Januar von einer Wohnung in ein Mikrohaus gezogen. Etwas, das ich mir mittelfristig ebenfalls vorstellen kann. Ökologischer, als auf zwölfeinhalb Quadratmeter zu leben, geht es wohl kaum, ohne die Zivilisation zu verlassen. 

Blick auf den Eingang, Küchenbereich, Wohnbereich
Wir sind zusammen im Netzwerk "Wetterau im Wandel" verbunden, also mailten wir und ich bekam die Möglichkeit, ihn zu besuchen. Mitten unter Kirschbäumen steht es, sein hölzernes Domizil. Es wirkt nicht klein, kaum, dass man die Tür durchschritten hat. Die hohe Decke macht es sehr
wohnlich. Der Blick ins Grüne ist unbeschreiblich. Es gibt einen Wohn- und einen Schlafbereich sowie gegenüber liegend der Sanitär- und der Küchenbereich. Eine Komposttoilette ist an Bord. Frank verzichtete auf die Dusche zugunsten eines weiteren Schranks, aber das wäre vermutlich auch in meinem Sinne. Geheizt wird mit Holzofen. Es gibt Solar-Panels auf dem Dach, Steckdosen und LED-Lampen im Inneren sowie einen kleinen Kühlschrank, der damit betrieben wird. Die Küche wird mit einer kleinen Pumpe aus Wasserkanistern gespeist, zum Kochen gibt es einen Gaskocher. Das Mikrohaus ist auf Rädern und als Anhänger angemeldet. Das finde ich sogar besser als die Containerlösungen oder festen Bauten auf Betonuntergrund, denn man spart sich nicht nur die Baugenehmigung, sondern bleibt auch mobil. Schnautze voll vom Grundstück? Wechsel es! Lust auf Urlaub auf dem Campingplatz? Nimm dein Haus mit! Du muss nicht einmal packen. 

Schlafbereich
Fehlt nur noch ein Grundstück! Für einen Selbstversorgergarten sind 50 Quadratmeter pro Person empfehlenswert, sicherheitshalber 75. Dann noch die Fläche für das Mikrohaus von ca. 15 Quadratmeter hinzu und eine Fläche, um gemütlich im Garten sitzen zu können, von weiteren 50 Quadratmetern. Verkehrsflächen, um das Mikrohaus ggf. aus dem Grundstück wegbewegen zu können, von weiteren 30 Quadratmetern sind ebenso sinnvoll wie 80 Quadratmeter für einen grünen Sichtschutz für etwas Privatsphäre. Insgesamt macht das 250 Quadratmeter Grundstücksbedarf, sagen wir 300 zur Sicherheit. Hiesiger Grundstückspreis liegt bei 290 Euro pro Quadratmeter. Das macht 87.000 Euro. Hinzu kommen 40.000 Euro für ein Mikrohaus, so dass insgesamt 127.000 Euro im Raum stünden.
Die Alternative wäre, ein Gartengrundstück zu pachten. Oder sich einfach heimlich (oder besser unheimlich) in den Garten eines Freundes stellen. So viele Optionen. Auf jeden Fall habe ich Feuer gefangen!







Mittwoch, 26. April 2017

Das Experiment Gelber Sack XXVI

Zurückweisung ist ein hartes Stück Brot zu kauen. Heute, in der leichtfertigen Überzeugung, auf dem Wochenmarkt wie immer plastikfrei einkaufen zu können, ging ich aus dem Haus. Vor dem Obst- und Gemüsestand reichte ich wie immer meine mitgebrachten Stoff- und Papiertüten über die Auslage. Ich ließ füllen: Gurke, Fenchel, Möhren, Rettich, Pastinake, Petersilienwurzel, Rote Beete, Tomate, und dann fiel mein Blick auf den Spargel. "Ja, richtig, Spargelzeit!", bestätigte ich mir. "Ein Pfund Spargel, bitte! Kann einfach mit in die Tüte!", sagte ich und begann zu sinnieren, mit was ich ihn essen würde. 
"Nein, das machen wir nicht", sagte die Verkäuferin. 
"Eine Hollandaise?", schwelgte ich weiter in Erinnerung an den letzten Spargel, den ich gegessen hatte. Derweil packte die Verkäuferin die ersten Spargelstangen in eine Plastiktüte. Ich träumte weiter: "Oder eine Zitronenbutter dazu und die Spargel auf dem Grill zubereiten?" 
Sie packte mir die Plastiktüte mit dem Spargel in meine Stofftüte und reichte sie mir zurück. Jetzt erst erwachte ich aus meiner kulinarischen Trance. 
"Eine Plastiktüte? Aber ich hatte doch extra gesagt, ich möchte es zu den anderen Sachen dazu in meine Stofftüte gepackt haben." Ich schaute auf die Kunststofftüte in der Baumwolltüte. Ich blickte die Verkäuferin an und dann wieder meine Tüte. Ich setzte an folgendes zu sagen: "Entschuldigung, aber ich hatte doch erbeten, die Spargelstangen in die Tüte zu packen. Warum haben sie doch eine Plastiktüte genommen?" Ich wollte ergänzen: "Der Kunde ist König! Ich bin Kunde! Folglich bin ich hier der König, und meine Bitte war eigentlich keine Bitte. Es war ein königliches Dekret!" Ich öffnete meinen Mund. Die Verkäuferin blickte mich an, schüttelte kaum merklich den Kopf und sagte: "Bis Samstag!"
"Bis Samstag!", erwiderte ich und ging wieder nachhause. Zurückweisung ist zwar ein hartes Stück Brot zu kauen, aber zumindest weiß ich nun, wer hier die Königin ist. Beim Gehen spürte ich ihren hochadeligen Blick im Nacken, und er brannte mir folgende Worte in den Nacken: "Du kannst meinen Spargel kaufen, aber wenn du glaubst, dass ich zulasse, dass deine Plastikphobie meinen Spargeln die Köpfe kostet, hast du dich getäuscht. Eine Königin sorgt sich um das Wohlergehen ihres Volks. Spargel sind ein himmlicher Genuss, und zwar nur dann, wenn sie artgerecht in einer Plastiktüte, die sie vor dem Kopfverlust und dem Austrocknen schützt, den Weg nachhause finden."
Samstag bin ich wieder auf dem Markt. Dann kaufe ich wieder Spargel, werde die leere Tüte für den nächsten Spargel einfach wieder mitbringen und dich austricksen, oh, Königin des Gemüsestands!

Dienstag, 25. April 2017

Das Experiment Gelber Sack XXV

Michael Stricker beim Vortrag
Der 25. Tag ist fast zu Ende. Es ist kein Müll angefallen. Dafür durfte ich heute Abend im Rahmen der Vorstellung der Share-your-food-App, die Michael Stricker zusammen mit Studenten unserer Technischen Hochschule Mittelhessen entwickelt hat, auch zum Thema Plastikfasten ein paar Worte verlieren. Ich finde es sehr wichtig, auch Optionen für andere aufzuzeigen. Meine Entscheidung darüber zu bloggen, entstammt der gleichen Überzeugung. Ich glaube, dass sich Viele gar nicht im Klaren darüber sind, wie einfach es wäre, den einen oder anderen Müllanfall zu verhindern. Zu fest sind wir in das Korsett unseres Alltags geschnürt. Ich denke, es braucht Menschen, die zumindest zeigen können, wie die eine oder andere Schnur der Bindung zu lösen ist, damit man etwas freier atmen und sich entwickeln kann. Ich hatte zwar nur 20 Minuten, aber das hat gereicht, um etwas über Plastic Diary zu erzählen und ganz aktuell zu „Das Experiment Gelber Sack“. Am besten kam an, wie wenig verbissen man das Thema angehen kann und dass viele kleine Schritte auch zum Ziel führen.
Ich bin mir sicher, dass einige der Zuhörer das Plastikfasten testen werden. Vielleicht sogar bei „Das Experiment Gelber Sack“? Also zück schon einmal deine Interessentenliste, Evelyn. Smiley!

Michaels Vortag war jedenfalls großartig. Das Finanzierungsziel ist übrigens fast erreicht. Vielleicht wollt ihr ihn und die Studis auch unterstützen. Es fehlen nur noch 400 Euro :)
Share your Food - Startnext

Übrigens habe ich mir in meiner Kolumne in der Wetterauer Zeitung erlaubt, schon einmal ein Resümee zu meinen Fastentagen zu ziehen. Lest gerne rein.

Montag, 24. April 2017

Das Experiment Gelber Sack XXIV

Die letzte Woche bei "Das Experiment Gelber Sack" ist angebrochen und mit ihr wird eine neue Flasche Balsamico-Essig angebrochen, die allerdings noch nicht gekauft ist. Ich möchte erst einmal schauen, ob ich nicht irgendwo im Umkreis einen Anbieter finde, der selbst Balsamico-Essig herstellt. Dort könnte ich dann mitgebrachte Flaschen abfüllen. Natürlich auf Vorrat, damit es sich auch lohnt, extra wo auch immer hinzufahren. Es ist ja nicht so, dass Essig kurzlebig wäre. 
Vielleicht mache ich ihn auch selbst. Sich Traubensaft und Rotwein abfüllen zu lassen, ist vielleicht einfacher.
Heimlich hat sich noch eine Bierkapsel in meinen Gelber-Sack-Müllhaufen eingeschlichen. Warum nicht die letzte Woche meiner Experimentsteilnahme mit einem kühlen Jever krönen? Solange es draußen kalt ist, muss ich nutzen, kaltes Bier zu haben. Außerdem ist ja Vitamin B12 enthalten (Ausrede!).

Sonntag, 23. April 2017

Das Experiment Gelber Sack XXIII

"Auch du, mein Sohn Brutus?", ertönte ein berühmter letzter Satz weit vor der Zeit, als Plastik erst bekannt und dann rasch zum Problem wurde. Es war die Zeit der Tonkrüge und Zaunköniglebern.
Natürlich wurde ich nicht erdolcht, wie der gute alte Julius C. aus R., und im Gegensatz zu Brutus, der nur dessen Vertrauter und nicht Sohn war, kam der Dolch in meinem Fall in Form des Müllanfalls einer Plastiktüte tatsächlich aus den Händen meines geliebten Filius'. Nichts ahnend gab ich ihm, den mittäglichen Moment meiner physischen Abwesenheit väterlich-wohlwollend entschädigend, Geld in die noch jungen Hände, auf dass er sich in unserem berühmten Salzhause einen Burger holen möge. 
Als ich zurückkehrte, spürte ich physisch jenen Stich im Rücken, den auch Cäsar verspürt haben mag: Eine Plastiktüte nebst zweier papierner Behältnisse, zum Verzehr der erworbenen Speisen im trauten Heim ausgegeben, lagen in meiner Kemenate. "Oh, juvenile Narretei! Weiß er nicht, dass ich Plastik faste?", kam mir in den Sinn. "Warum, oh Sohn, bestelltest du am Orte des hohen Genusses, doch aßest nicht daselbst?", frug ich, schwer atmend. Er, die rosigen Wangen, einem Eichhorn gleich, doch nicht mit Nüssen für den Winter, sondern mit unzähligen Bissen kunstvoll zusammengestellter Schnellspeise prall gefüllt, antwortet: "Häh?"
Zurecht! Natürlich sagte ich meinem Junior, er hätte doch auch dort essen können, dann wäre kein Müll angefallen. Ich erklärte ihm, wie unsinnig es doch sei, für wenige Minuten Nutzungsdauer all die Ressourcen und Energie für die Produktion zu verschwenden.
"Dann wirf sie doch einfach nicht weg!", antwortete er. "Recht hat er!", dachte ich. Tüte und Pappschachteln wandern erst einmal in den Schrank. Bestimmt gehen wir raus und wandern, sobald es wieder warm ist. Zwei Pappschachteln für zwei belegte Brötchen und eine Tüte für ... Na ja, mir wird schon etwas einfallen. Vielleicht fülle ich einfach eiskaltes Wasser rein und überrasche ihn damit, wenn er mit der nächsten Plastiktüte nebst zweier Burgerschachteln nachhause kommt.
Friere und lerne!

Samstag, 22. April 2017

Das Experiment Gelber Sack XXII

Es ist die Woche des Müllanfalls. Ich hole quasi etwas auf, bevor ihr euch langweilt und euch von mir abwendet.
Hinzugekommen ist eine Dose mit Vitamin B12. Dazu sehe ich tatsächlich keine Alternative. Es gibt zwar angereicherte Lebensmittel, doch die bringen noch mehr Müll mit sich. Zwar wäre es möglich zuhause Algen zu züchten, aber es scheint nicht wirklich gesichert, dass dieses B12 tatsächlich bioaktiv ist. 
Eine weitere Chance wäre, mehr Bier zu trinken. Verlockend! Wenn auch drei Liter Weizenbier pro Tag, um meinen Vitaminhaushalt zu decken, das nächste Experiment mit sich brächte: "Das Experiment blauer Mensch!". Besser also Lutschtabletten in Dosen. Ich kann ja ab und an mit etwas Bier aufbessern.
Weiter ist eine Gewürz-Plastikverpackung angefallen. Leider habe ich dazu bislang keine Alternative finden können. Plastik- oder Glasdosen zu kaufen wäre noch umweltbelastender. Aber so viel würze ich ja nicht, dass das wirklich ins Gewicht fiele. Bestimmt findet sich aber noch eine Alternative.
Eine lustige Situation gab es heute noch, von der ich berichten kann. Als ich heute Morgen am Marktplatz saß und Kuchen aß, wurden mir drei Papiertüten überreicht. "Sie wollen doch Plastiktüten sparen!", sagte die Frau. Eine tolle Geste. Ich nutze sie nun für meinen Kompost. Immerhin will ich inzwischen auch Papiertüten sparen.

Freitag, 21. April 2017

Das Experiment Gelber Sack XXI

Heute sind die ersten drei Wochen rum, und es ist der erste Tag, an dem ich eigentlich nichts zu "Das Experiment Gelber Sack" erzählen kann. Nahezu ein völliger Standardtag, fast ohne Herausragendes, ohne Experimente, ohne grundsätzliche Fragen. 
Heute Morgen gab es zwei Stück Pizza vom Vorabend (ohne Bier!), mittags Frischkornbrei, am Abend Kartoffeln und Bohnen. Alles kam aus plastikfreien Großpackungen aus Papier, die ich bei Mein-Müsli-Laden bestellt hatte. Einkaufen war ich nicht, also konnte auch kein Müll anfallen. Eben fast ein unspektakulärer Tag. Fast, denn ich habe etwas Nachhaltiges geschenkt bekommen, über das ich mich sehr gefreut habe. Mein Illustrator hat für sich, meinen Verleger und mich je eine Coffee-To-Go-Tasse aus Keramik mit dem Drachen aus meinem Buch bedrucken lassen. Eine doppelwandige Keramiktasse sogar! Ich werde sie morgen, wenn unser wöchentliches veganes Kuchenessen an Heidis Kuchenstand stattfindet einweihen. Endlich Kaffee, der zwei Kuchenstücke lang heiß bleibt. Danke :)

Ein nachhaltiger Drachenbecher "Fionrirs Reise" Andreas Arnold

Donnerstag, 20. April 2017

Das Experiment Gelber Sack XX

Plastique surpris
Heute wurde eine Flasche Rapsöl leer und damit zum zweiten Glasmüll der letzten 20 Tage. Was ich erst jetzt gesehen habe - auch ein Ergebnis der Fokussierung, die mir "Das Experiment Gelber Sack" verschafft hat -, ist, dass ein Plastikausguss an der Flaschenmündung angebracht ist. Ich habe ihn mit den Zähnen - ja, mit den Zähnen - entfernt und zum Plastik müll gegeben. So etwas halte ich für unnötig. Das unterstellt ja fast schon, dass der durchschnittliche Speiseöl-Kunde eine Mischung zwischen Clumsy Schlumpf und einem Muskel-Tremor-Leidenden ist. Ich bin eher so der Typ Hefty (hüstel) und zittere allenthalben vor Verärgerung über unnötigen Plastikmüll. Darauf werde ich künftig achten.

Hinzugekommen: Ölflasche, Dosierhilfe und Hefebeutel 
Damit sich die Dosierhilfe nicht so einsam auf dem wachsenden Müllhaufen fühlt, dachte ich mir: "Ach, kommt, einen Hefebeutel hast du noch. Mach dir ne Pizza!"
Also habe ich eine Vollkorndinkel-Boden gemacht, den Rest Gemüse, den ich von meinem Markteinkauf am Samstag noch übrig hatte (Zucchini, Möhre, Fenchel), draufgeschnippelt und das ganze mit einer scharfen Cashew-Hefe-Soße übergossen. Nach einer viertel Stunde hatte ich eine super leckere (und ungewöhnlich belegte) Pizza. Dazu gab es einen kleinen Salat mit Radieschen, Lauch und Fenchelgrün, dem zu verdanken ist, dass die Ölflasche leer wurde. Dafür bin ich herrlich satt.


Abendessen - zwei Stücke blieben fürs Frühstück übrig.
Dazu natürlich keinen Wein! Bier, versteht sich ;-)

Mittwoch, 19. April 2017

Das Experiment Gelber Sack XIX

Meine Vakuum-Kaffee-Dose fühlt sich unnütz
"Der Kaffee ist alle!" So hört es sich Nachmittags an. Früh am Morgen, wie am heutigen, klingt es in etwa so:
" C E N S O R E D ! ". 
Am liebsten wäre ich nach der Arbeit in meine lokale Rösterei gegangen. Leider komme ich da unter der Woche nicht vorbei und komme auch zu spät nachhause, als dass es sich noch lohnen würde, sich ins Auto zu setzen Auch weil ich das Auto "nur" für Kaffe nicht von seinem tagelangen Schlaf auf dem Parkplatz wecken will.
Zum Glück gibt es Tchibo um die Ecke. Auch da durfte ich feststellen, dass ich meine eigene Dose mitbringen kann. Die Kaffeebohnen werden aus großen luft- und lichtdurchlässigen Spendern in eine Schütte gefüllt und anschließend gewogen. Dann werden sie in meine luft- und lichtundurchlässige Dose gefüllt. Sie hat einen Vakuumverschluss und zusätzlich einen Deckel mit luftdicht verschließender Gummierung. Finde den Fehler! Ich bin sehr gespannt, wie der Kaffee schmecken wird. Ich bin mir sicher, dass mein Kaffeeröster beim Kauf einen Knacks im Herzen gespürt haben wird. Ich verspreche, ich komme das nächste mal wieder zu dir, wo man Kaffee so behandelt, wie er es verdient hat. Ich gelobe, meinen Kaffeegenuss künftig besser zu planen, so dass mich die letzte Autofahrt vor dem Mahlen der letzten Bohne zu dir führen wird. Ich bin ein Banause! Immerhin weiß ich, ihn richtig zuzubereiten, und immerhin war dieser Tag dadurch auch müllfrei.


Dienstag, 18. April 2017

Das Experiment Gelber Sack XVIII

Tomaten & Co. warten auf den "Freigang"
Dieses Jahr möchte ich unter die Gärtner gehen. Ich habe mir extra ein Buch über Urban Gardening gekauft. Was völlig sinnlos war: Nach der Lektüre musste ich feststellen, dass auch der urbane Gärtner mit Erde, Wasser und Dünger arbeitet. Sei's drum. 
Mitte März hatte ich in einer Anzuchtstation die ersten Samen gesäht (oder Saaten gesamt?). Um kein Plastik für mich produzieren zu lassen, hatte ich in unserer lokalen Free-Your-Stuff-Gruppe nach einer gefragt und sie auch rasch bekommen (Ganz toll, sogar mit jede Menge Saatgut dabei). 
Mittlerweile sind die Bohnen schon draußen. Für sie hatte ich gestern in der Gruppe aus gleichen Motiven gefragt, ob jemand Rankgitter hat. Auch das hat geklappt (Ganz toll, sogar mit zwei Ostereiern dran). 
Jungpflanzen werden an Rankgitter und -spiralen herangeführt
Meine Tomaten habe ich inzwischen schon umgetopft. Sie wachsen super. Auch sie brauchen Spiralen, an denen sie hochwachsen können. Ich hatte nach welchen gefragt. Ich habe auch sie heute abholen können (Ganz toll, sogar insgesamt sechs Stück). 
Da Tomaten nicht nass werden dürfen, weil sie sonst Braunfäule bekommen (Krass, wie schaffen es Tomaten ohne Menschen zu überleben. Das ist ja fast wie bei Goldfischen. Die überleben auch ohne Menschen nicht in ihrem Aquarium, wie ich als Kind feststellen musste. Ich vermisse dich, Goldie! Tut mir leid, Mann!), habe ich ihnen ein Gewächshaus gebaut, aus alten Folienresten, alten Vierkanthölzern und neuen Nägeln. Vollkommen ohne neues Plastik und voller Recycling! Das war vor gut vier Wochen. 

Selbstgebautes Gewächshaus kurz vor der Fertigstellung
Heute komme ich nachhause und wundere mich beim Blick aus dem Fenster, dass meine Dachterrasse irgendwie verändert wirkt. Mein Gewächshaus lag in der Mitte und auf dem Rücken. Heute Morgen stand es noch, und zwar am Rand und auf seiner Unterseite. Es scheint, als sei es nicht so clever gewesen, die Folie nicht auch unten festzunageln und dem gewütet habenden Sturm Angriffsfläche zu geben. Ob ich verärgert bin? Erstaunlicherweise nicht! Meine Holzkonstruktion hat es unbeschadet überstanden. Ein Zeugnis meiner handwerklichen Fähigkeiten, das für mich und alle anderen Menschen, dich mich kennen, total überraschend kommt. Immerhin hatte ich gut fünf Stunden gebraucht, diesen einfachen Kasten von 100 cm x 150 cm x 200 cm zu bauen, und ich fiel  
Selbstgebautes Gewächshaus kurz nach dem Sturm
sogar einmal von dem Gartenstuhl (Arbeitsschutz!) herunter, auf dem ich stand, um die oben befindlichen Hölzer zusammenzuschrauben, da sich meine Birkenstocksandalen (Arbeitsschutz!) mit dem Handlauf verhakt hatten. Zum Glück war ich in die Lücke zwischen Kappsäge und Zuschnittresten gefallen (Arbeits ... ach, ihr wisst schon!) und blieb unverletzt. Auch deshalb bin ich nicht verärgert, weil es zu einem so frühen Zeitpunkt den Sturmtest nicht bestanden hatte. Selbst wie ein Sturm gewütet hätte ich mit Sicherheit, wenn die Tomaten schon drinnen gewesen wären, als der Sturm zugeschlagen hätte. Dann wäre vermutlich das tägliche, liebevolle Umsorgen meiner Pflanzen für den Eimer gewesen.
In den nächsten Tagen frage ich dann mal nach weiteren Folienresten. Dir gebe ich's, Sturm!