Donnerstag, 21. August 2014

Einundzwanzigster Schritt - Supermarkt- und Internetjagd nach Papierverpackungen

Pappkameraden in Reih und Glied
Manche Dinge bekommt man einfach nicht ohne Plastik. Das war mein Eindruck, als ich im Dezember anfing, mich mit der Plastikmüllvermeidung zu beschäftigen. Aber je länger ich offenen Auges durch die
Supermärkte und Discounter streife, desto mehr finde ich. Leider nicht alles in einem Laden, aber vielleicht macht ja bald einer der Unverpackt-Läden auch im Rhein-Main-Gebiet auf, in Kiel und Berlin gibt es sie ja schon. Bei Pasta war ich am Verzweifeln und sah mich künftig alle zwei Tage Nudeln selbst machen, was so in etwa meinem Nudelkonsum entspricht. Wo wäre dann noch Zeit zum Bloggen geblieben? Oder zum Schlafen? Vielleicht hätte ich eine Halbtagsstelle annehmen müssen, um Pasta machen zu können. Doch gestern wurde ich fündig: Barilla führt Nudeln in Papierverpackung! Yes! Keine Nudeln selbst machen müssen. Ich kann weiter bloggen und dabei Spaghetti essen. Allerdings muss ich auch weiter Vollzeit arbeiten. Danke, Barilla. Selbst bei Gewürzen wurde ich mittlerweile fündig, obwohl ich da noch skeptischer war. Immerhin führen Fuchs und Ossmann tatsächlich nur Produkte in Plastik; selbst die Glasbehältnisse haben einen Plastikdeckel. Und mal ganz ehrlich, so ein Glasding ist auch nur einmal sinnvoll zu kaufen. Danach sind nur noch Nachfüllpackungen angebracht, und die gibt es ja nur in Plastik. Zumindest von Fuchs und Ostmann. Im Reformhaus fand ich Gewürze von Brecht. In Bio-Qualität. Verpackt in einer Papiertüte, die in einem kleinen Karton steckt. Und das zu einem Preis, der sich nicht wesentlich unterscheidet. TK-Gemüse und -Obst gibt es neben den plastikvertüteten auch in Papierschachteln. Wenn ich genau hinschaue, ist die Auswahl nicht gering. Einzig muss ich mein Einkaufsverhalten ändern. Ich wechsele die Märkte für meinen Großeinkauf nun wöchentlich und nehme immer das mit, was ich in den anderen Märkten nicht plastikfrei bekomme. So habe ich manchmal nicht alles für ein Gericht im gleichen Einkauf zusammen, aber besser langfristig planen als Supermarkttourismus mit dem Auto zu betrieben. Sonst ist der ökologische Fingerabdruck bald mit Reifenprofil versehen.


Kommt nicht in die Tüte? Sehr wohl!
Hoffnungslos war ich bei getrockneten Hülsenfrüchten und Konsorten. Bohnen, Linsen, Erbsen und andere eiweißreiche Hülsenfrüchte sind täglich auf meinem Speiseplan, und bislang fand ich sie tatsächlich nur in Plastikverpackung. Selbst im Tegut, dem Markt der immerhinder erste in Hessen war, der Plastikeinkaufstüten aus dem Verkauf nahm, gab es keine Alternative. Nun ist auch diese Suche von Erfolg gekrönt. Das Internet half. Sonntag habe ich bei http://www.mein-muesli-laden.de bestellt. Dort gibt es nicht nur Hülsenfrüchte, sondern auch Getreide und Sämereien in Papierverpackung. Sehr schnell kam eine persönliche Email, dass sie schon fast alles gepackt hätten, nur eine Großpackung müsse in vier kleinen Verpackungen geliefert werden. Als ich darauf hinwies, dass ich gerne Plastikmüll sparen würde, bot man mir freundlich an, die PU-Verpackungen zu entfernen, in den dortigen PU-Müll zu geben und es in Papier zu verpacken, was immerhin besser ist, als es hier in den gelben Sack zu packen. Gestern kam das Paket an: Alles in doppelter Papiertüte verpackt. Noch dazu ein handschriftliches Briefchen, in dem sich der Versender für die Initiative bedankte, darauf hinwies, sogar auf Plastikfüllmittel im Paket verzichtet zu haben und sich entschuldigte, dass die kostenlosen Dreingaben noch in Plastik verpackt seien. Von so viel Service bin ich echt sprachlos. Ganz toll und sicher nicht meine letzte Bestellung.

Mittwoch, 13. August 2014

Zwanzigster Schritt - Frühstückserfolg, BPA-freies Eis und Seifenschleier

That's what I call breakfast!
Mittlerweile habe ich mein Frühstück völlig plastikbefreit. Mein Brot stammt höchstens aus einer Papiertüte; meist nehme ich jedoch einen Jute-Beutel mit und lasse mir das Brot dort reinpacken, so dass ich nicht einmal Papiermüll produziere. Meine Gemüseauflagen kaufe ich nur noch konsequent verpackungsmüllfrei. Kaufe ich im Supermarkt ein, und es gibt keinen Salat ohne Plastikhülle, verzichte ich. Was bliebe vom ökologischen Benefit, allein dafür zum nächsten Supermarkt zu fahren? Plastik gespart und dafür unnötig Benzin verbraucht! Der Bauernmarkt ist ohnehin die erste Adresse. Meine herzhaften Brotaufstriche mache ich inzwischen nur noch selbst. Was mittlerweile in den Gläsern ist, straft die Etiketten Lügen. Aus 100 g Soja-Bohnen und 100 g weißen Bohnen, über Nacht in Wasser eingeweicht, mache ich zusammen mit Zwiebeln, Knoblauch, Kreuzkümmel und Koriander in Gemüsebrühe gekocht einen prima Brotaufstrich, an dem ich mich bislang noch nicht satt essen konnte. Die Menge ergibt einen Vorrat von gut vier dieser Gläsern, die ich allerdings einfriere. Ich bin etwas unsicher, ob sie sich im Kühlschrank drei Wochen hielten, da ich ja kein Öl zusetze. Auch getrocknete Tomaten, Oliven und Peperoni zusammen mit dem Filterrest der Mandelmilch gibt einen grandiosen und vor allem schnell zubereiteten Aufstrich. Das Internet ist voll von Rezepten. Die süßen Brotaufstriche kaufe ich derzeit noch - mit Ausnahme meiner Schoko-Kokos-Creme natürlich - aber da wage ich mich als einer der nächsten Schritte ran. Bei den Getränken war ich ja bereits auf Mehrweg-Glasflaschen lokaler Produzenten umgestiegen. Inzwischen bin ich jedoch von Orangen- zu Apfelsaft umgestiegen. Orangensaft ist ja auch wieder Hunderte von Kilometern unterwegs, und die Orangen werden zudem überwiegend zu solchen Spottpreisen eingekauft, von denen kaum ein Bauer im Produktionsland wirklich leben kann. Der Apfelsaft stammt von heimischen Wiesen. Tränke ich weiter Orangensaft, könnte ich auch wegen eines Salates extra in den Nachbarort fahren. Und mir dabei mit Orangen jonglierend bei geöffnetem Fenster die kühlende Brise der aufgedrehten Klimaanlage gönnen! Nope!

Oreo-Eis, vegan & plastikfrei
Ich wollte auch meinen Kindern zeigen, dass man Plastikmüll sparen kann und noch zudem einen echten Gewinn für sich verbuchen kann. Wie ginge das besser als mit Speise-Eis? Mittels Eisbereiter meiner Küchenmaschine haben wir inzwischen Oreo-Eis, Heidelbeer-Eis, Schoko-Eis, Cappuccino-Eis und Vanille-Eis zubereitet. Natürlich jeweils in der veganen Variante. Mandelmilch oder Sojamilch (aus gekochten, pürierten und gefilterten geschälten Soja-Bohnen; aus dem Rest - Okara - kann man bspw. eine Beilage für's Abendessen machen) zusammen mit den gewünschten weiteren Zutaten entweder aufkochen und mit Speisestärke binden oder kalt mit Guarkernmehl, dann mit Agavendicksaft süßen und rein in die Eismaschine. Cremiger wird's mit Mandel- oder Soja-Sahne. Scheint zu schmecken; meine Tochter prahlt damit in ihrem Whatsapp-Profil!
Im Übrigen war ich, gerade wegen der Ernährungsumstellung aber auch wegen der neuen "Zahnpasta" zum ärztlichen Check. Ergebnis: Blutwerte sind bestens. Kein Vitamin- oder Mineralmangel, Cholesterin, Blutfette und Insulinspiegel je im unteren Normbereich, und meine Zähne erfreuen sich bester Gesundheit. Ich scheine alles richtig zu machen. Als Nächstes wende ich mich nochmal dem Spülmittel zu, denn leider ist mein anfängliches Ergebnis nicht verlässlich reproduzierbar. Mal bleibt ein Seifenschleier auf den Gläsern, manchmal nicht. Der Plastik-Regent lässt sich halt nicht überall so einfach vom Thron stoßen wie beim Frühstück.