Donnerstag, 27. Februar 2014

Siebter Schritt: Zahnpasta

Mr.Burns: "Ich bringe euch Dr. Liebe."
Moe: "Oh, er bringt uns Liebe. Lasst  
ihn nicht fort. Brecht ihm die Beine!"   
Als nächstes steht meine Zahncreme  auf dem Prüfstand: 30 Gramm Plastikmüll, die ich doch sicher irgendwie einsparen kann. Ich durchforste das Supermarktsortiment. Eine handvoll Zahncremes in  Metalltuben gibt es, Ajona von Dr. Liebe und verschiedene von Weleda. Bei der Recherche fällt mir auf, das die eine oder andere Zahncreme sogar Plastikkügelchen unter den Inhaltsstoffen hat. Was ist also mit den gefühlten 80% Stoffen, die doch eigentlich nichts mit Zahnpflege zu tun haben, die die Paste lediglich süß schmecken lassen, sich glatt anfühlen lassen, haltbar machen, mit klaren augenschmeichelnden Farben versehen und verhindern sollen, dass sich die schönen bunten Streifen vermengen? Ich möchte das ebenso reduzieren. Auf das, was für die Zähne nötig ist. Letztlich finde ich Hinweise auf Salz zur Zahnpflege. Warum nicht, denke ich mir. 

Was noch bleibt, ist die Frage nach der Fluorid-Zugabe. Dazu kursieren einige Seiten im Internet, die Fluorid als nicht hilfreich, teils sogar als giftig darstellen. Denen gegenüber stehen mehrheitlich seriöse Seiten, die das Gegenteil behaupten. Letztlich komme ich zum Schluss, dass die Erstgenannten alle dem gleichen Schema folgen: Sie verbreiten Angst vor Fluorid, indem sie die Nebenwirkungen von Fluor oder die bei massiver Überdosierung auflisten
Dr. Zahnsalz mit Fluorid und Salbei
oder Studien zitieren, die sie offenbar nicht bis zum Ende gelesen haben. Das ist so in der Art wie: "Hey, du kannst doch nicht in einem Fluss baden. Weißt du nicht, dass Flusssäure ätzend ist und außerdem Studien ergeben haben, dass Fische  mit Quecksilber belastet sind?" Ich vertraue, da dann doch eher den Zahnarztfrauen aus der Werbung, die stets Fluorid empfahlen. Ich nehme also ein fluoridiertes und kein normales Kochsalz. Dem mische ich noch frisch gemörsertes Salbei hinzu. Für den Geschmack und der entzündungshemmenden Wirkung wegen.

Das Ergebnis ist klasse: Salzig, salbeiig, und der Speichelfluss gibt einem einen einen Einblick, wie es Homer Simpson auf Moes Theke schlafend ergehen mag. Ich muss keine Sorge haben, etwas zu verschlucken und habe nicht einmal den Drang den Mund im Anschluss auszuspülen. Ein gutes Zeichen, denke ich. Wer es ausprobieren will, sollte sich jedoch folgenden Tipp zu Herzen nehmen: Salz vorher auflösen, der Einfachheit halber im Mund, denn mit den Salzkristallen das Zahnfleisch zu verletzten und dann selbiges in die Wunden zu bekommen, ist echt mehr was für Shaolin-Mönche.

Donnerstag, 13. Februar 2014

Sechster Schritt: Quark ohne Plastikschale

Die große Auswahl an Plastikschalen
Seit Jahren esse ich jeden Werktagmittag Obstquark im Büro. Quark aus einer Plastikschale, Obst aus einer Blechdose mit Plastiküberzug innen und das Ganze in einer Plastikbox zur Mitnahme. Mein persönlicher Rekord an Plastikbegleitern. Ich mache mich auf die Suche nach Quark im Glas. Fehlanzeige. Nur eine Bio-Molkerei am Bodensee konnte ich ausfindig machen. Das wäre natürlich völlig unökonomisch und unökologisch ohnehin, bedenkt man wie viele Milchbauern die Wetterau hat. Selbst Bio-Quark gibt es nur im Plastikbecher.  Ich schaue nach der Alternative, ihn selbst herzustellen. Unter anderem auf Seiten aus den USA, wo Quark nahezu unbekannt ist und daher nur sehr selten und wenn dann zu horrenden Preisen erhältlich ist, werde ich fündig. Zwei Liter Buttermilch benötigt man für ein halbes Kilo Quark. Wow. Das ist meine bisherige Tagesration. Ein Grund mal meinen Quarkkonsum zu überdenken. Ich lese mich in die Materie ein. Eine normale Kuh, also keine Hochleistungs-Muh-Kuh, deren Euter auf pralle 50 Liter Milch pro Tag gezüchtet ist, mit dem sie kaum mehr stehen kann, gibt 15-20 Liter Milch täglich, das heißt 10 von meiner Sorte teilen sich eine ganze Kuh. Erschreckend, wie ich finde. Das kann mit artgerechter Tierhaltung nicht funktionieren. Doch weniger Eiweiß, kann das funktionieren?

Yummi, zweimal Mittagessen to go
Als Sportler ging ich die letzten Jahre von 1,5 g bis zwei Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht täglichen Proteinbedarf aus.150 bis 200 Gramm Eiweiß pro Tag waren das täglich.Doch brauche ich das wirklich? Die gängigen Fitness- und Bodybuildingzeitschriften schreiben das. Die DGE dahingegen weist den Proteinbedarf in einer  Metaanalyse der belastbaren Studien zum Thema mit 0,83 g/kg aus, wobei sie lediglich einen Zusatz von weiteren 0,3 g/kg für den Muskelaufbau als nötig ansieht. Was wisst ihr schon von Kraftsportlern, wäre früher mein Gedanke gewesen. Mittlerweile neige ich zu einer anderen Frage: Was haben die Autoren von Zeitschriften, die sich über die Anzeigen von Sportnahrungsherstellern finanzieren oder von Sportnahrungsherstellern herausgegeben werden, davon, einen geringeren Eiweißbedarf in ihren Artikeln auszuweisen? Die Antwort ist klar: Die DGE hat keinen Vorteil, die Sportzeitschriften einen offensichtlichen und merklichen wirtschaftlichen Nachteil. Sogar die FIFA, bei denen es letztlich um Millionen geht, folgt grundsätzlich der DGE. Die Stimme der Vernunft entscheidet sich und ruft: 75 g Eiweiß reichen offensichtlich. Also reduziere  ich meinen Quarkkonsum auch auf die Hälfte. Selbst mein Calcium- und B12-Bedarf pro Mahlzeit wird damit gedeckt. Das Selbstmachen schiebe ich auf den Sommer auf, weil mir die Vorstellung, dafür den Herd nutzen zu müssen, erscheint, als würde ich den Teufel mit dem Beelzebub austreiben. Ich entscheide mich für einen Bioquark aus der Packung und kehre damit dem konventionellen Quark den Rücken. Wenn ich schon nur noch halb so viel brauche, kann ich auch gleich die Ersparnis artgerechter Haltung zugute kommen lassen. Ich finanziere damit eine glücklichere Kuh, die ich mir nun immerhin mit 20 Sportlern meiner Sorte teile. Und Obst gibt es nur noch frisch, saisonal und vom Markt. Abgesehen natürlich von den Amarenakirschen im Glas, weil die nicht auf Bäumen wachsen. Außerdem nehme ich nun Einmachgläser zum Transport. Quarkschalenmüll halbiert, Obstdosenmüll auf Null reduziert und kein Transport mehr in Plastik. Bingo!

Ach, ja, und noch ein kleiner Nachtrag zum Thema Haarseife. Dudu-Osun ist wirklich toll. Toller Schaum. Tolle Handhabung. Aber eben nicht wie ein Shampoo. Zumindest ich muss zwischendurch immer wieder mal mit Zitronensaft spülen, sonst gibt es so stark Schuppen, dass ich zwischenzeitlich sogar Angst vor Polizeikontrollen bekam. „Hey, was ist denn das für ein weißes Pulver? Auf den Boden, auf den Boden!“ Immerhin gibt es Zitronensaft in der Glasflasche.

Samstag, 8. Februar 2014

Fünfter Schritt: Bewusst einkaufen

"Lassen Sie's einfach  hier reinfallen. Danke!"
Heute auf dem Speiseplan: Ragout aus Paprika im Plastikmantel an Kartoffeln in einem Netz aus Plastik. Dazu Tomaten im Plastikbett. Ich sehe ja ein, dass der Supermarkt möglichst bequem für den Kunden sein will. Er soll nicht darüber nachdenken müssen, wie viel er wirklich braucht oder gar einzeln mit seinen ungewaschenen klebrigen Patsch-Händen Gemüse vom Wühltisch in seinen Gitterwagen klauben, sondern schlicht einmal zulangen und eine normierte Anzahl mitnehmen können. Dann hält er sich auch nicht so lange an der Kasse auf, um seine Beute wiegen zu lassen. Mehr als überdenkenswert. Slow Food passt gut zu Slow Shopping, sage ich mir, also gehe ich nun überwiegend auf den Wochenmarkt, der zweimal wöchentlich in Friedberg stattfindet. Ich habe meinen Stoffbeutel dabei, der freundliche Händler hinter dem reichhaltigen Stand packt mir mein Obst und Gemüse in der gewünschten Zahl dort hinein – ich darf es mir sogar aussuchen und *trommelwirbel* selbst nur eine Zuckerschote kaufen, wenn ich wollte –, und auch meinen Käse hole ich dort; nur umwickelt von Papier. Prima. So habe ich mir das vorgestellt. Hast verloren, Plastik-Gemüseverpackung! Das Einkaufen dauert allerdings fast doppelt so lang, weil ich ständig Bekannte und Freunde treffe. Und das ist gut so!


Zwei meiner besten Freunde am Morgen
Übrigens habe ich jetzt im REWE-Markt – nein, ich kehre den Supermärkten nicht völlig den Rücken – meinen täglichen Gemüsesaft doch noch in einer Glasflasche gefunden. Die Firma Heil aus dem Taunus, lokal also, bietet ihn an. Und lokal ist wichtig, wenn man auf Plastik verzichten will, denn Glas versaut seine Ökobilanz über sein Gewicht, gleichwohl es im Vergleich zu PET doppelt so oft wiederverwendet wird. Je geringer die Transportstrecke zum Konsumenten ist, desto mehr gleicht sich Glas an die Ökobilanz von Mehrweg-PET an. Glas von um die Ecke schlägt sicher PET von kurz hinter ADW, und beide schlagen gewiss Einweg-PET um Längen. Einleuchtend und leicht zu merken. Ich merk’s mir, und der Gemüsesaft trifft meinen Geschmack sogar besser als der vom Aldi im Tetra-Pak, den ich sonst immer hatte, was hoffentlich nicht mehr dem ITX geschuldet ist.