Sonntag, 7. Dezember 2014

Fünfundzwanzigster Schritt - Neue Zahnbürste

"Last Brush Standing"
Vor gar nicht allzu langer Zeit hatte ich stolz berichtet, die erste Zahnbürste gefunden zu haben, die vollständig aus Holz ist. Anfänglich zufrieden damit, musste ich jedoch nach einiger Zeit feststellen, dass mein Zahnfleisch nicht so Spartiaten-„Ahu“-artig ist, wie ich dachte. Schon in den ersten Tagen wetzte sie mir das Zahnfleisch bis zum Grund ab. Na, ja, ich übertreibe, aber es fühlte sich so an. Irgendwann dachte ich, es wird sich schon Hornhaut drüber bilden oder so was ähnliches, aber offenbar sind meine human-biologischen Kenntnisse von zweifelhaftem Ursprung. Kurzum: Alle Zahnputz-Versuche mit ihr - von Weniger-hart-Aufdrücken, über Den-Winkel-Verändern, bis hin zu Vorher-in-Wasser-Einweichen - scheiterten. Ich musste wieder zu meiner alten Zahnbürste zurückkehren. In der Hoffnung, sie wurde zwischenzeitlich nicht genutzt, um die schlecht erreichbaren Ecken bei der Abortreinigung zu säubern, nutzte ich sie nun bis vor wenigen Tagen. Vor wenigen Tagen fand ich die Alternative zu all den Varianten aus Birkenholz mit Schweineborsten, Bambus mit Holspänen und Schiffswrackdielenholz mit Blauwalbarten: Die Hydrophil. Es gibt sie in Blau und in Rot, aber Rot erinnerte mich zu sehr daran, was mein erster Versuch mit meinem Zahnfleisch machte. Also habe ich sie mir blau gekauft (die Zahnbürste - nicht mein Zustand während der Bestellung) Die Hydrophil besteht ebenfalls zu 100% aus biologisch abbaubaren Stoffen. Der Korpus besteht aus Holz. Der Bürstenkopf fasst eine Bürste aus Bio-Plastik, das aus Maisstärke hergestellt wird. Zwar würde die Bürste am Ende ihrer Lebensdauer auch nicht in den Biomüll wandern können, da sie wie alle harten Gegenstände automatisch aussortiert würde und vermutlich aufgrund ihrer Farbe ebenfalls fälschlich als Plastik identifiziert und aussortiert werden, aber auch dafür hat der Hersteller, zwei Hamburger Jungs, Christoph und Sebastian, einen Vorschlag: Einfach im Garten vergraben. Oder halt in den Komposthaufen im Garten. Werde ich machen. Aber erstmal mit putzen. Und das klappt bislang echt prächtig. Es gibt zwei Hydrophil in „mittel“ und „hart“. Ich habe natürlich „mittel“ bestellt. Echte Spartiaten müssen sich nicht beweisen. Ahu!

Montag, 24. November 2014

Vierundzwanzigster Schritt – ein bisschen Aufregen über Konsum und Elektromüll

Gefunden bei http://www.eder-holzbau.de
Nachdem ich heute Morgen auf dem Weg zur Bahn drei Beinahezusammenstöße mit in ihr Handy vertieften Fußgängern hatte - deren Schuld, war ja in mein eigenes Handy vertieft und hätte sie nicht sehen können -, fühlte ich mich bewogen, mal was dazu zu schreiben. Mein Mobiltelefon ist mir wichtig. Auch wenn ich schon eine Holzvariante, die vollkommen ohne Plastik auskommt, gefunden habe, werde ich bei meinem aktuellen Modell bleiben. Die Funktionalität des Holzhandys ist noch zu eingeschränkt und bislang nur auf Haptik und Optik reduziert. Wie dem auch sei. Mein ersten Smartphone bekam ich vor zwei Jahren - gebraucht - geschenkt, da der neue Vertrag der Schenkenden ein Neues mit sich brachte. Nun hatte ich auch eins, und, ja, ich lernte es schätzen. Letztes Weihnachtsfest lag dann ein neues unter dem Baum. Ich hätte mir selbst nie ein neues zugelegt, auch wenn ich das alte ab und an verflucht hatte, doch ich freute mich sehr darüber. Ich fluche allerdings immer noch. Nicht mehr darüber, dass es zu langsam ist wie mein altes. Nun darüber, dass es zu wenig Speicher hat (obgleich er gewiss dreimal so groß ist wie der des Vorgängers). Fazit: Ganz gleich welches Handy – das Fluchen bleibt. Was auch bleibt, ist die Entsorgungsfrage. In der Herstellung bereits Umweltsünde genug, beginnt der Spaß erst richtig, wenn es auseinander genommen werden muss, um die Giftstoffe auszusortieren und wieder Verwertbares dem Recycling zuzuführen. 80 Millionen Bundesbürger haben wir, 10 Millionen Smartphones werden jährlich in der Republik verkauft, und da ich nicht davon ausgehe, dass Neugeborene heutzutage ein Handy mit Vertrag zum 10. erworbenen Babybrei-Pulverdöschen bekommen und inzwischen nagelneue Smarties hippe Grab-Beigaben sind, muss meine Vermutung wohl zutreffen: Wir, die Konsumenten zwischen Wiege und Kiste, sind völlig meschugga. Grund der Aufregung war übrigens die Congstar-Werbung im Fernsehen. Vertrag abschließen – jedes Jahr ein neues Handy. Sollten nicht gerade Marktriesen, wie die Töchter der Telekom, etwas mehr grüne Verantwortung zeigen? Ich jedenfalls bleibe bei meinem Weihnachtsgeschenk, bis es auseinanderfällt. Und das meine ich ernst. Immerhin schreibe ich auch auf einem fünf Jahre alten Netbook. Und fluche währenddessen über dessen Geschwindigkeit und den zu geringen Speicher.

Mittwoch, 8. Oktober 2014

Dreiundzwanzigster Schritt: "I want to ride my ... Upcycle!"

Lieber unscharfe Schrauben als scharfes Chili
Die Küche war voller Plastik. Mittlerweile ist sie voller Glas und Edelstahl. „Hast du das Plastik weggeworfen?“, wurde ich gefragt. Ja, ich muss zugeben, einiges davon warf ich tatsächlich weg. Zerkratztes und Verformtes, bei dem mir die Gefahr für Lebensmittel einfach zu hoch war. Der Rest kam in den Keller. Zunächst wollte ich es auf Ebay oder auf dem Flohmarkt verkaufen. Dann erkannte ich jedoch, dass ich mit dem Plastik auch meine Verantwortung verscherbele. Im Keller habe ich es unter Kontrolle. Kein Kontakt zu meinen Lebensmitteln, keinen Kontakt mit der Mülltonne. Mein persönlicher Gefangener von Askaban, Kellergast des Towers, Plastikmüll von Montechristo, wie auch immer Hauptsache weg aus der Küche und weg von der Mülltonne. 20 Prozent des Plastikmülls wird auch in Deutschland nicht recycelt. Das bedeutet Deponie oder Müllverbrennung. Das eine trinken wir früher oder später, weil es sich auflöst und ins Trinkwasser übergeht, das andere atmen wir ein. Deshalb bin ich selbst in der  Pflicht: Upcycling! Einfach einem anderen Verwendungszweck zuführen. Bei mir stehen die Plastikwaren von Tupper und Curver nun im Keller und bewahren Schrauben und Nägel auf, eben alle Kleinteile, die im Keller so anfallen und sortiert einfach besser aufbewahrt sind. Wäre ich früher drauf gekommen, hätte ich auch das Zerkratzte und Verformte nicht weggeworfen.

Designer-Rucksack by Turkish Taylor
Zu Recycling und Upcycling gehört natürlich konsequenterweise auch Precycling. Wie ich den meisten Verpackungsmüll vermeiden kann, habe ich schon festgestellt: Papierverpackungen statt Plastikverpackungen, Großgebinde statt Kleinpackungen, lose statt verpackter Ware und natürlich Müll vermeiden, bevor er entsteht. Die Frage, Müll zu machen und neu zu kaufen oder nicht, stellt sich derzeit bei meinem Rucksack. Ich hatte ihn vor immerhin schon sechs Jahren gekauft. Täglich begleitet er mich auf dem Weg zur Arbeit, mittlerweile nicht nur mit Laptop, Schreibblock und Büchern gefüllt, sondern eben auch mit meinem Mittagessen im Glas. Das ist eine schwere Aufgabe für einen handelsüblichen 17-Zoll-Laptop-Rucksack. Natürlich besteht er fast ausschließlich aus Kunststoff. Inzwischen habe ich die Stück für Stück abgebrochenen und abhanden gekommenen Schiebergriffe der Reißverschlüsse durch Schlüsselringe ersetzt, was dem Rucksack eine rockig-punkige Erscheinung gibt - und ja, ich musste bei Wikipedia  nachlesen, wie die Dinger, die Schiebergriffe sind, heißen. Auch habe ich ihn bereits zweimal vom Schneider reparieren lassen. Das erste Mal hatte ich einen Riss mit Stoff stopfen lassen, was jedoch schnell wieder riss. Das Gewicht ist einfach zu groß. Das zweite Mal ließ ich den Türken meines Vertrauens Leder einnähen. Das hielt und hält noch immer, doch lehne ich tierische Produkte inzwischen ab, so dass ich eine Alternative finden muss. Kernfrage: Neu oder nochmal zum Schneider. Ich muss zugeben, die eine oder andere Leinen-Tasche reizte mich schon sehr zum Konsum an. Ich habe mich dennoch wieder für den Schneider entschieden, denn der Rucksack ist optisch noch völlig tadellos und das wichtigste: Er funktioniert!. Weshalb sollte ich ihn wegwerfen, nur weil der Boden sehr fadenscheinig geworden ist. Morgen schneide ich eine alte Jeans in zwei gleichgroße Stücke in der Größe des Taschenbodens und übergebe sie meinem Schneider. Das hält gewiss wieder zwei Jahre, und jemand freut sich über den Auftrag. Support your lokal taylor!

Samstag, 6. September 2014

Zweiundzwanzigster Schritt - Den Teufel mit dem Beelzebub ...

Ich denke lang darüber nach, in welcher Form ich mich dem Problem der Einweg-Rasierköpfe annehmen sollte. Ein Verbundstoff aus Metall und Plastik und nochdazu nicht gerade sehr günstig. Mein erster Gedanke gilt natürlich dem Rasiermesser, doch einerseits ist die Vorstellung, mit einem Rasiermesser an einem Hals zu hantieren, seit jeher von Szenen meiner Lieblingsmafiafilme geprägt, so dass für meine eigene Sicherheit zu garantieren, nahezu unmöglich ist. Andererseits habe ich es auch gerne bequem in dieser Hinsicht. Ich möchte meine rare morgendliche Zeit lieber mit dem Frühstück verbringen als damit, mich vor dem Duschen noch einzuseifen und vor dem Spiegel zu rasieren. Seit jeher rasiere ich mich daher während des Duschens. Mit einem Messer in der Dusche? Da beginnen sich Mad Dog Coll und Norman Bates um meine Phantasie zu streiten. Manchmal ist es halt so, dass man, um den Tyrannen zu vertreiben, einen anderen Tyrannen an die Macht bringen muss. Hier heißt der Tyrannentausch letztlich Plastik gegen Plastik!

Der Tyrann meiner Wahl heißt Philips TT2040/32 Bodygroomer. Ein wahrer Alleskönner: Nassrasur, Trockenrasur, Barthaare, Kopfhaare, vermutlich selbst solche auf den Zähnen - in meinem Fall keine Haare, allenthalben Bambusspähne - bekommt er klaglos und ohne Fehl hin. Ich bin sehr zufrieden, und jetzt fängt das Rechnen an. Mein Ziel war es, Plastik zu sparen. Statt dessen habe ich nun Plastik eingekauft. Was jetzt? Eine Textaufgabe mit einem einfachen Dreisatz als Rechenweg vermag mein Gewissen zu beruhigen. Eine Packung mit 10 Klingen meines Einwegrasierers bringt 17 g Plastikmüll mit sich. Der neue Rasierer wiegt 324 g. Eine Klinge hält eine Woche. Wie lange dauert es, bis der neue Rasierer sich aus Sicht der Müllersparnis zu rechnen beginnt. Antwort: 192 Wochen. Hah! Noch nicht einmal vier Jahre und meine Investition hat sich gelohnt. Ätschie-Bätschie, Plastikgott.
Zum Glück rechnet sich der Elektrorasierer finanziell schon binnen eines Jahres, sonst wäre mein Schnellschluss, der zum Kauf führte, echt zum verzweifeln. Danke, Euro, dass du deinen rettenden Schirm über mich spannst und mich wenigstens etwas vor der Plastik-Schmach schützt.

Donnerstag, 21. August 2014

Einundzwanzigster Schritt - Supermarkt- und Internetjagd nach Papierverpackungen

Pappkameraden in Reih und Glied
Manche Dinge bekommt man einfach nicht ohne Plastik. Das war mein Eindruck, als ich im Dezember anfing, mich mit der Plastikmüllvermeidung zu beschäftigen. Aber je länger ich offenen Auges durch die
Supermärkte und Discounter streife, desto mehr finde ich. Leider nicht alles in einem Laden, aber vielleicht macht ja bald einer der Unverpackt-Läden auch im Rhein-Main-Gebiet auf, in Kiel und Berlin gibt es sie ja schon. Bei Pasta war ich am Verzweifeln und sah mich künftig alle zwei Tage Nudeln selbst machen, was so in etwa meinem Nudelkonsum entspricht. Wo wäre dann noch Zeit zum Bloggen geblieben? Oder zum Schlafen? Vielleicht hätte ich eine Halbtagsstelle annehmen müssen, um Pasta machen zu können. Doch gestern wurde ich fündig: Barilla führt Nudeln in Papierverpackung! Yes! Keine Nudeln selbst machen müssen. Ich kann weiter bloggen und dabei Spaghetti essen. Allerdings muss ich auch weiter Vollzeit arbeiten. Danke, Barilla. Selbst bei Gewürzen wurde ich mittlerweile fündig, obwohl ich da noch skeptischer war. Immerhin führen Fuchs und Ossmann tatsächlich nur Produkte in Plastik; selbst die Glasbehältnisse haben einen Plastikdeckel. Und mal ganz ehrlich, so ein Glasding ist auch nur einmal sinnvoll zu kaufen. Danach sind nur noch Nachfüllpackungen angebracht, und die gibt es ja nur in Plastik. Zumindest von Fuchs und Ostmann. Im Reformhaus fand ich Gewürze von Brecht. In Bio-Qualität. Verpackt in einer Papiertüte, die in einem kleinen Karton steckt. Und das zu einem Preis, der sich nicht wesentlich unterscheidet. TK-Gemüse und -Obst gibt es neben den plastikvertüteten auch in Papierschachteln. Wenn ich genau hinschaue, ist die Auswahl nicht gering. Einzig muss ich mein Einkaufsverhalten ändern. Ich wechsele die Märkte für meinen Großeinkauf nun wöchentlich und nehme immer das mit, was ich in den anderen Märkten nicht plastikfrei bekomme. So habe ich manchmal nicht alles für ein Gericht im gleichen Einkauf zusammen, aber besser langfristig planen als Supermarkttourismus mit dem Auto zu betrieben. Sonst ist der ökologische Fingerabdruck bald mit Reifenprofil versehen.


Kommt nicht in die Tüte? Sehr wohl!
Hoffnungslos war ich bei getrockneten Hülsenfrüchten und Konsorten. Bohnen, Linsen, Erbsen und andere eiweißreiche Hülsenfrüchte sind täglich auf meinem Speiseplan, und bislang fand ich sie tatsächlich nur in Plastikverpackung. Selbst im Tegut, dem Markt der immerhinder erste in Hessen war, der Plastikeinkaufstüten aus dem Verkauf nahm, gab es keine Alternative. Nun ist auch diese Suche von Erfolg gekrönt. Das Internet half. Sonntag habe ich bei http://www.mein-muesli-laden.de bestellt. Dort gibt es nicht nur Hülsenfrüchte, sondern auch Getreide und Sämereien in Papierverpackung. Sehr schnell kam eine persönliche Email, dass sie schon fast alles gepackt hätten, nur eine Großpackung müsse in vier kleinen Verpackungen geliefert werden. Als ich darauf hinwies, dass ich gerne Plastikmüll sparen würde, bot man mir freundlich an, die PU-Verpackungen zu entfernen, in den dortigen PU-Müll zu geben und es in Papier zu verpacken, was immerhin besser ist, als es hier in den gelben Sack zu packen. Gestern kam das Paket an: Alles in doppelter Papiertüte verpackt. Noch dazu ein handschriftliches Briefchen, in dem sich der Versender für die Initiative bedankte, darauf hinwies, sogar auf Plastikfüllmittel im Paket verzichtet zu haben und sich entschuldigte, dass die kostenlosen Dreingaben noch in Plastik verpackt seien. Von so viel Service bin ich echt sprachlos. Ganz toll und sicher nicht meine letzte Bestellung.

Mittwoch, 13. August 2014

Zwanzigster Schritt - Frühstückserfolg, BPA-freies Eis und Seifenschleier

That's what I call breakfast!
Mittlerweile habe ich mein Frühstück völlig plastikbefreit. Mein Brot stammt höchstens aus einer Papiertüte; meist nehme ich jedoch einen Jute-Beutel mit und lasse mir das Brot dort reinpacken, so dass ich nicht einmal Papiermüll produziere. Meine Gemüseauflagen kaufe ich nur noch konsequent verpackungsmüllfrei. Kaufe ich im Supermarkt ein, und es gibt keinen Salat ohne Plastikhülle, verzichte ich. Was bliebe vom ökologischen Benefit, allein dafür zum nächsten Supermarkt zu fahren? Plastik gespart und dafür unnötig Benzin verbraucht! Der Bauernmarkt ist ohnehin die erste Adresse. Meine herzhaften Brotaufstriche mache ich inzwischen nur noch selbst. Was mittlerweile in den Gläsern ist, straft die Etiketten Lügen. Aus 100 g Soja-Bohnen und 100 g weißen Bohnen, über Nacht in Wasser eingeweicht, mache ich zusammen mit Zwiebeln, Knoblauch, Kreuzkümmel und Koriander in Gemüsebrühe gekocht einen prima Brotaufstrich, an dem ich mich bislang noch nicht satt essen konnte. Die Menge ergibt einen Vorrat von gut vier dieser Gläsern, die ich allerdings einfriere. Ich bin etwas unsicher, ob sie sich im Kühlschrank drei Wochen hielten, da ich ja kein Öl zusetze. Auch getrocknete Tomaten, Oliven und Peperoni zusammen mit dem Filterrest der Mandelmilch gibt einen grandiosen und vor allem schnell zubereiteten Aufstrich. Das Internet ist voll von Rezepten. Die süßen Brotaufstriche kaufe ich derzeit noch - mit Ausnahme meiner Schoko-Kokos-Creme natürlich - aber da wage ich mich als einer der nächsten Schritte ran. Bei den Getränken war ich ja bereits auf Mehrweg-Glasflaschen lokaler Produzenten umgestiegen. Inzwischen bin ich jedoch von Orangen- zu Apfelsaft umgestiegen. Orangensaft ist ja auch wieder Hunderte von Kilometern unterwegs, und die Orangen werden zudem überwiegend zu solchen Spottpreisen eingekauft, von denen kaum ein Bauer im Produktionsland wirklich leben kann. Der Apfelsaft stammt von heimischen Wiesen. Tränke ich weiter Orangensaft, könnte ich auch wegen eines Salates extra in den Nachbarort fahren. Und mir dabei mit Orangen jonglierend bei geöffnetem Fenster die kühlende Brise der aufgedrehten Klimaanlage gönnen! Nope!

Oreo-Eis, vegan & plastikfrei
Ich wollte auch meinen Kindern zeigen, dass man Plastikmüll sparen kann und noch zudem einen echten Gewinn für sich verbuchen kann. Wie ginge das besser als mit Speise-Eis? Mittels Eisbereiter meiner Küchenmaschine haben wir inzwischen Oreo-Eis, Heidelbeer-Eis, Schoko-Eis, Cappuccino-Eis und Vanille-Eis zubereitet. Natürlich jeweils in der veganen Variante. Mandelmilch oder Sojamilch (aus gekochten, pürierten und gefilterten geschälten Soja-Bohnen; aus dem Rest - Okara - kann man bspw. eine Beilage für's Abendessen machen) zusammen mit den gewünschten weiteren Zutaten entweder aufkochen und mit Speisestärke binden oder kalt mit Guarkernmehl, dann mit Agavendicksaft süßen und rein in die Eismaschine. Cremiger wird's mit Mandel- oder Soja-Sahne. Scheint zu schmecken; meine Tochter prahlt damit in ihrem Whatsapp-Profil!
Im Übrigen war ich, gerade wegen der Ernährungsumstellung aber auch wegen der neuen "Zahnpasta" zum ärztlichen Check. Ergebnis: Blutwerte sind bestens. Kein Vitamin- oder Mineralmangel, Cholesterin, Blutfette und Insulinspiegel je im unteren Normbereich, und meine Zähne erfreuen sich bester Gesundheit. Ich scheine alles richtig zu machen. Als Nächstes wende ich mich nochmal dem Spülmittel zu, denn leider ist mein anfängliches Ergebnis nicht verlässlich reproduzierbar. Mal bleibt ein Seifenschleier auf den Gläsern, manchmal nicht. Der Plastik-Regent lässt sich halt nicht überall so einfach vom Thron stoßen wie beim Frühstück.

Mittwoch, 30. Juli 2014

Neunzehnter Schritt - Staubsaugerbeutel

Hungriger Staubzyklop
Staubsaugerbeutel sind ein weiterer Punkt. Meine Freundin kam auf die Idee. Warum sollte man sie nach der ersten Benutzung wegwerfen? Sie haben ein Loch, in das der Staub reinkommt, also muss er doch da auch wieder rauszubekommen sein. Und – oh, Überraschung – so ist es auch. Es dauert zwar ein paar Minuten und staubt gewaltig, aber kaum ist das Ding leer, kann man es – oh, Wunder – wieder füllen. Manchmal frage ich mich ernsthaft, wann der Zeitpunkt eingetreten war, ab dem ich aufhörte, meinen Hausverstand zu nutzen. Bei anderen, ebenso alltäglichen Dingen, kommen wir nicht auf so obskure Ideen: „Bekomme ich noch etwas zu trinken!“
„Na, klar. Gib mir dein Glas. Hey, wo ist dein Glas? Warum liegt dein Glas im Müll?“
„Es war doch leer! Man kann es füllen?“
Die Saugleistung ändert sich erst nach unzähligen manuellen Leerungen. Ich vermute, es hat etwas mit der Luftdurchlässigkeit des Beutels zu tun. Irgendwann ist er wohl einfach so sehr von Staub durchsetzt, dass die staubversetzte Luft, die der Sauger reinpumpt, einfach nicht mehr entweichen kann. So wie die Kartoffel im Auspuff das Auto absaufen lässt. "Nein, Kinder, nicht nachmachen. Kartoffeln gehören in den Topf. Der Papa macht nur Spaß! Wehe mein Auto läuft morgen nicht! Keine Pommes mehr! Nie wieder!"

Mittwoch, 16. Juli 2014

Achtzehnter Schritt - Weniger Flasche, mehr Leitung

Harrt einsam meiner Heimkehr, die Flasche!
Ich muss zugeben, Pendlertum und das Dasein als Recycling-Outlaw unter einen Hut zu bekommen, ist echt nicht einfach. Ich laufe jeden Tag gut zwanzig Minuten von zuhause zur Bahn, steige um, steige wieder um und steige vier Stockwerke zu Fuß zu meinem Büro, nur um nach neun Stunden das gleiche erneut auf mich zu nehmen. Nur umgekehrt halt. Die Bahnfahrt dazwischen verschweige ich, denn die Erholungsphasen währenddessen, würde meinem Jammern sonst die mitleiderheischende Kraft nehmen. Jedenfalls bin ich vierzig Minuten unterwegs. Zu Fuß. Und ich habe dabei einen Rucksack voller Glas auf dem Rücken. Eine 0,7-Liter-Mineralwasserflasche, montags mittlerweile einen Liter selbst gemachte Mandelmilch in der Glasflasche, die mir aber zum Glück für die ganze Woche reicht, und ein Glasbehältnis für mein Mittagsmüsli. Ich scheppere im ÖPNV wie ein Glascontainer und schleppe daran, wie ein Ochse am Pflug. Damit ist jetzt Schluss. Zumindest teilweise. Ab jetzt nur noch Leitungswasser. Das erspart mir schon mal ein Kilo tägliches Geschleppe. Anfangs war ich skeptisch: Ist das Kalk im Wasser vielleicht zu viel für den Körper? Geht es irgendwann nicht mehr ohne Calgon? Ist Mineralwasser vielleicht doch besser? Aber alles ganz entspannt: Das volksmündliche Kalk ist nichts als Magnesium und Kalzium, und wie die ganzen anderen Mineralien aus dem Mineralwasser auch, kann der Körper es wesentlich schlechter verwerten als das aus Gemüse, Nüssen, Getreide etc. Und nachdem ich völlig begeistert von meiner Transportersparnis gleich zum Aldi gerannt war, auf dessen Homepage ich gesehen hatte, dass just am Tag dieser, meiner Entscheidung, Glaskaraffen im Angebot seien – mein Gott, ein Zeichen! – und dort feststellte, dass es leider ein Angebot des Vorjahres war, was ich von Wundergläubigkeit und Vorfreude erfüllt auf der Homepage überlesen hatte, entschloss ich mich in meiner Ernüchterung keine Glaskaraffe zu kaufen, sondern einfach meinen Wasserkocher als Glaskaraffe zu nutzen. Der ist schon da. Der ist aus Glas. Der ist ein Schmuckstück, und der fasst gut zwei Liter frisches, sauberes, reines, leckeres Leitungswasser, die ich im Sommer gewiss trinken werde, nun aber nicht mehr schleppen muss. Kraftreserven gespart, Müll gespart, Kosten gespart - Herrlich.


Mandelmilch - aus dem Euter der Nusskuh
Die eingangs erwähnte Mandelmilch ist übrigens ganz einfach herzustellen. 30 g ungeschälte Mandeln in den Mixer, mit einem Liter heißem Wasser übergießen, über Nacht ziehen lassen, sieben, kalt stellen, und das war’s. Ich freue mich, dass das alles ist. Sie ist so weiß wie Milch, und das bleibt sie auch. Nichts fällt aus oder verändert sich farblich. Trotz der ungeschälten braunen Mandeln. Ich war schon ein wenig genervt, dass ich nun wieder gezwungen sein sollte, Tetra-Pack-Müll zu machen, nur weil ich keine Kuhmilch mehr haben will. Exakt einmal gab es nun ein Tetra-Pack mit Mandelmilch. Schmeckte! Und gleich selbst gebastelt. Das Mandelmehl, das nach dem Filtern übrig bleibt, trockne ich einfach. Vermengt mit Margarine und etwas Rohrzucker gibt das einen leckeren Brotaufstrich. Die Mandelmilch kann man auch mit Ahornsirup oder Rohrzucker süßen.  Ich süße sie allerdings nicht, da sie ja ohnehin in mein Müsli kommt. Da würde die Süße ohnehin nicht auffallen. Also kann ich es auch gleich lassen. Jedenfalls bin ich zufrieden. Vormals war es täglich eine Quarkverpackung, jetzt sind es zwar ein paar Verpackungen, überwiegend aber aus Papier, mit Haferflocken, Nüssen, Kernen, Getreide und Trockenobst, die aber dafür mehrere Wochen halten. Müllreduziert, vegan und lecker.

Donnerstag, 3. Juli 2014

Siebzehnter Schritt - Von weißen Kühen und grünem Gewissen

Wiedereintritt ins Plastiversium!
Je mehr ich mich mit der Materie Plastikmüll beschäftige, desto stärker vertiefe ich mich zwangsläufig in alle anderen Bereiche: Luftverschmutzung, Energieverschwendung, Ressourcenschonung … Inzwischen bin ich in meinem Freundeskreis zu einem anerkannten Experten in Müllologie geworden. Bildlich gesprochen bin ich vom kleinen Asteroiden, der ziellos in der Leere des Alls umherschwebte, zu einem Planeten des Wissens geworden. Mit Umlaufbahn, Eigenrotation und allem möglichen astronomischen Schnick-Schnack versehen. Und ehe ich mich versehe, stelle ich fest, ich habe einen Trabanten. Wo er herkommt, kann ich nicht sagen. Plötzlich ist er da. Der Trabant heißt: Vegan 38. Warum er eine Zahl hat, wollt ihr wissen? Ihr habt offenkundig keine Ahnung von Sternenkunde. Alle tollen neu entdeckten Sterne, Planeten, Planetoiden und Verwandte haben Zahlen. Sinnvolle Buchstabenkombinationen sind inzwischen alle vergeben. Mag aber sein, dass es einfach mein Alter ist, in dem ich plötzlich und unerwartet auf die vegane Ernährung zuzusteuern beginne. 

Wiederaustritt aus dem Plastiversium 
Ab einer gewissen Informationstiefe, ist es faktisch nicht mehr möglich den Verstand zu überlisten und weiter unbedacht tierische Produkte zu essen. Industrielle Massentierzucht, -haltung und -nutzung sind in all ihren Konsequenzen für einen aufgeklärten Geist faktisch nicht tolerabel. 58 Kilo Fleisch aßen wir im Jahr 2013 im Schnitt. Jeder Bundesbürger putzt damit jährlich das Äquivalent eines Marathonläufers weg. Mancher brächte es wohl gar auf eine ganze Mannschaft, wenn ich all die egoistischen Vegetarier und Veganer bedenke, die den Schnitt versauen. Um beim Eingangsbild zu bleiben: Mein frisch entstandenes Universum wäre zum Kollabieren gezwungen, vermutlich verschlungen von einem weißen Riesen in Form einer gleißend hellen Kuh, wenn ich weiter Fleisch äße und Milchprodukte zu mir nähme. Wie auch immer das astronomisch zu realisieren wäre.  Ich komme nicht daran vorbei. Automatisch und unerwartet reduziert sich mein Fleischkonsum, dann plötzlich und unbemerkt mein Käse- und Quarkkonsum und ehe ich mich versehe, ernähre ich mich plötzlich nahezu vegan. Und stehe damit wieder vor plastikgeschützten Waren: Tofu gibt es nur in Plastikverpackung, Lupinensteaks im Plastikmantel, Saitanburger mit Plastiktopping, Sojagranulat in knusprigem Plastikkleid. Toll! Kaum hat man die omnivore Plastikfreiheit gewonnen, ist beides dahin. Keine 60 Kilo Fleisch mehr im Jahr, dafür 60 Kilo Plastik. Vegane Ernährung ist nichts für Faule. Also heißt es umstellen: Lupinenschrot, Quiona, alles gute Eiweißquellen, die es in Papierverpackung gibt. Ich forme meine veganen Burgerpatties nun selbst. Ansonsten gibt es halt mehr Eintöpfe. Chili mit Lupinenschrot ist echt klasse. Und meine Steaks mache ich mir mit selbstgemachtem Saitan aus Dinkelvollkornmehl. Paniert (mit durch Mehl eingedickter Mandelmilch anstelle von Eiern) kann man selbst Fleischesser überlisten. Mehl kommt freilich auch in Papierverpackung daher. Meinen Planeten umgibt nun ein saturnähnlicher Ring. Nur nicht aus Sternenstaub, sondern aus Mehl. Aber das glänzt für mich viel mehr.

Donnerstag, 12. Juni 2014

Sechzehnter Schritt - Seife als Geschirrspülmittel

Könnten Geschwister sein!
Nun eine kleine Lehrstunde darüber, wie man sich wirklich mal so richtig selbst in die Nesseln setzt. Das Pulver für die Geschirrspülmaschine ist leer, also denke  ich mir, wir hatten schon von Tabs auf Pulver umgestellt, um Müll zu reduzieren, warum nicht in die Vollen gehen? Also nehme ich ein Stück Kernseife, zerkleinere es, packe es in die Klappe für das Reinigungsmittel und lasse die Maschine arbeiten, was das Zeug hält. Yeah! Am Ende der Zeit fördere ich blitzsauberes Geschirr zu Tage. Das Glas ist wie poliert. Alles bestens. Na, ja, bis auf die Töpfe meiner Freundin. Irgendwas in der Kernseife hat die Griffe malträtiert, so dass sie jetzt aussehen wie die Oberfläche einer Zitrusfrucht. „Schatz, deine Töpfe haben Orangenhaut!“, rufe ich, und begehe damit gleich den zweiten Fehler, nach dem offenkundigen ersten mit der Kernseife. Ich versehe beiläufig, von einem Funken Hoffnung zwar nicht gerade entfacht, die Feststellung, dass die Griffe vermutlich nicht schon werksseitig so waren, mit einem Fragezeichen. Bereits vor der Aussprache dieser Worte gegenüber meiner Freundin winden sich die für logisches Denken zuständigen Areale meines Gehirns wie ein Rudel Aale in einem Schlauchboot. Um die Metaphern zu verknüpfen: Meine Hoffnung wird jäh und wortlos allein durch die Blicke meiner Freundin zerstört, die mit selbigen das Rudel Aale mitsamt Schlauchboot und einem halben See voll eisigen Wassers über mir auskippt und alle Hoffnungsfunken damit löscht. Da der Geschirrspüler anschließend auch nicht mehr funktioniert – ein Teufel, wer da versucht eine Verbindung zu meinem Experiment herzustellen – nutze ich die  Zeit während des Handspülens, mich via Tablet einzulesen, warum man keine reine Kernseite in Geschirrspülmaschinen nutzen sollte. Hat wohl was mit dem Calcium im Wasser zu tun, dass das Natrium in der Seife ablöst und sie damit wasserunlöslich macht. Das Zeug hängt jetzt vermutlich irgendwo in der Maschine. Was die Griffe zerstör hat, weiß ich nicht, aber ich habe während der nächsten Wochen des Handspülens noch viel Zeit, es zu recherchieren.

Chemieküche: Walter White trifft Tyler Durden
Das kleine Unglück bringt aber auch die Gelegenheit, endlich mal ein Handgeschirrspülmittel zu basteln, dass die herkömmlichen plastikverpackten Flüssigspülmittel ersetzt. Zunächst bedarf es neuer Kernseife, da die vorrätige ja nun in der Meschanik der Geschirrspülmaschine hängt. Der Kauf wird zu einem Ausflug in die Welt der Fach- und Fremdsprachen, da die Zutatenliste nicht ohne google für mich unlesbar ist. Die Nomenklatur für kosmetische Inhaltsstoffe ist abenteuerlich und in meinen Augen unnötig. Wenn ich eine Flasche Gemüsesaft kaufe, steht da drauf, dass er mit dem Saft verschiedener Gemüse hergestellt wurde. Punkt. Warum kann auf einer Seife nicht auch einfach draufstehen, dass sie unter Verseifung von Kokosfett hergestellt ist? Nein, hier muss es unbedingt Sodium Cocoate heißen. Und hätte ich vorher gegooglet, dass SodiumTallowate Seife aus Rindertalk ist, hätte ich sie nicht umtauschen müssen. Spontanität macht mir echt nur Arbeit. Auch das EDTA will ich nicht in meiner Seife. Ich verstehe ohnehin nicht, weshalb der Staat es nicht bannt, wenn er schon empfiehlt, es aufgrund seines schlechten Umweltverhaltens auszutauschen. Wie auch immer. Nun habe ich eine Öko-Kernseife aus dem Reformhaus, und es kann losgehen. Mein erster Versuch besteht aus 30 g Kernseife, die ich in einem halben Liter heißem Wasser auflöse und mit einer Tasse Essig und Zitronensaftkonzentrat versehe. Das Ergebnis ist aus Sicht meiner Freundin phantastisch, da ich jedes Stück Geschirr nachpolieren muss und so meiner gerechte Strafe ein Stück näher bin. Selbst wenn ich das Geschirr noch so gründlich mit klarem Wasser nachbearbeite, es bleibt ein seifiger Film, der nur mit dem Küchenhandtuch wegzubekommen ist. Nach zwei Ladungen Geschirr gebe ich es auf. Das nächste Experiment: Weniger Seife, kein Essig und kein Zitronenkonzentrat mehr, dafür Natron. Ich löse 15 g Kernseife in einem dreiviertel Liter heißem Wasser auf und gebe 10 g Natron hinzu. Das Ergebnis passt. Das Geschirr wird sauber, kein Nachpolieren mehr. Alles Prima. Und sobald die Geschirrspülmaschine repariert ist, probiere ich aus, ob das auch in der Maschine funktioniert. Natürlich nicht mit den Töpfen meiner Freundin drin. Und sicherheitshalber auch nur dann, wenn sie nicht im Haus ist.

Sonntag, 25. Mai 2014

Fünfzehnter Schritt - Papierhandtücher und Mülltrennung

Ford Prefect weiß, wovon er redet!
Jedes Mal, wenn ich im Büro meine Hände wasche, nehme ich mir anschließend zwei Papiertücher, um meine Hände zu trocknen. Ja, das ist kein Plastik. Ja, das ist Papier, das zu 100% recycelt werden kann. Ja, das sind nur wenige Gramm. Nein, ich bin nicht kleinlich. Ich war nur erschrocken, als ich zu rechnen begann. Es sind jeden Tag wenige Gramm. Ein Jahr hat 365 Tage. Im Jahr sind das schon gut drei Kilo. Wenn das alle Beschäftigte auf der Arbeit machen, sind es bereits gut 150 Megatonnen vermeidbarer Müll, der jährlich in Deutschland anfällt. Das ist wie mit den Q-Tips. Erstaunlich wie erschreckend einfach alles wird, wenn man es mit 42 Millionen multipliziert. Und von den Schaltjahren will ich gar nicht reden. Ich nehme ab heute mein eigenes Handtuch mit. Und sind wir mal ganz ehrlich. Welcher Tag wäre denn besser geeignet, sich für so eine Maßnahme zu entscheiden als der Towel Day? Ich bin ein Mann, der weiß, wo sein Handtuch ist. Nämlich im Büro! Jetzt fehlen nur noch gesalzene Erdnüsse und drei Bier. Die jedoch nicht im Büro!

Echt, keine Ahnung, über was die tuscheln!
Und wenn ich schon über den Büromüll nachdenke, frage ich mich auch, weshalb ich eigentlich nur zuhause den Müll trenne. Immerhin habe ich zwei Eimer für Rest- und Papiermüll im Büro. Doch warum wird kein Recycling-Müll gesammelt. Immerhin ist dessen Abholung im Gegensatz zur Restmülltonne gebührenfrei. Ein großer Arbeitgeber kann damit sogar laufende Kosten in sicherlich nicht unerheblicher Höhe sparen. Ich habe es jedenfalls mal vorgeschlagen. Bis es soweit ist – falls es überhaupt soweit kommt; immerhin lächeln jetzt mehr Leute, wenn ich ihnen auf dem Flur begegne (wenn ich nur wüsste, was sie miteinander tuscheln, wenn ich außer Hörweite bin!) – nehme ich anfallenden Büro-Plastikmüll mit nachhause. „Das ist nicht mein Müll!“, hätte Rambo gesagt, wenn er kein Vietnam-Veteran, sondern ein Restmüll-Lobbyist gewesen wäre. Ich bin keins von beidem, deshalb erlaube ich mir, den Müll zu entwenden und einer besseren Entsorgung zuzuführen. Ab heute bin ich ein Recycling-Outlaw!

Sonntag, 18. Mai 2014

Vierzehnter Schritt - Geschenkpapier

Ich präsentiere: Das Öko-Geschenk!
Seit einem halben Jahr reduziere ich nun schon meinen Plastikmüll. Erstaunlicherweise führen die Gedanken, die ich mir zwangsläufig machen musste, immer wieder zu Überlegungen und Änderungen, die gar nichts mit Plastik zu tun haben. Früher hatte ich beispielsweise meine Geschenke immer in Geschenkpapier eingepackt. Zwei Euro für eine Rolle bedrucktes Papier, das im Anschluss in den Müll wandelt. Nur zu dem Zweck, das man nicht gleich sieht, was man geschenkt bekommt. Immerhin kein Plastikmüll, aber Papier, das auch produziert werden muss. Dafür, dass es nach wenigen Minuten Zweckentsprechung zu Müll wird, muss Energie aufgewandt werden, CO2 wird freigesetzt, werden Bäume gefällt, und Chlorbleiche belastet die Umwelt. Es geht auch anders. Ich verpacke jetzt in Zeitungspapier. Das wandert ohnehin irgendwann in den Papiermüll. Da kann es gerne vorher nochmal einem weiteren Zweck dienen. Ich finde es nicht weniger schick als Geschenkpapier, und man kann das auspacken nutzen, um die News vergangener Tage nochmal zu thematisieren: „Oh, schau mal, das hatte ich ja ganz überlesen: Die Donaumündung ist von Plastikmüll überschwemmt! Ein Glück, dass du kein Geschenkpapier genommen hattest.“
So oder so ähnlich läuft das seitdem. Als Schleife nehme ich natürlich auch kein Plastik mehr. Ich habe bunte Papierluftschlangen dafür entdeckt. Also nur noch Papier um das Geschenk und am Ende doch wieder Plastikmüll gespart. Es ist halt wirklich fast überall zu finden.

Übrigens wurde mein Blog im Radio erwähnt, und ich durfte danach ebenfalls ein Radiointerview geben. Wow! Stolz. Danke Luise für ganz tolle Worte über mich. Danke Terese und Radio Fritz für ein aufregendes Interview. Hier geht's zu Luises und meinem Interview.

Sonntag, 11. Mai 2014

Dreizehnter Schritt - Zahnbürste

Wenden sich beschämt ab: Die drei Plastigos!
Endlich ist es soweit: Die alte Plastikzahnbürste hat ausgedient und kann ersetzt werden. Bis es soweit war, hatte ich bereits lange Zeit damit verbracht, im Internet nach einer Alternative zu recherchieren. Ich wollte jedenfalls eine, die - klar -  frei von Plastik ist. Die ersten, die ich fand, waren solche aus Holz mit - ta-taaaaa - Plastikborsten. Netter Versuch, aber hast es nicht geschafft, Plastik-Gott! Ich recherchierte weiter, und ich hatte schnell die nächste. Kein Plastik mehr! Dafür Schweineborsten als Bürste. Okay, das erschien mir dann doch etwas schräg. Die Suche ging weiter. Ich fand die ersten, deren Borsten aus Holz waren. Das konnte ich mir zwar nicht so recht vorstellen, doch einen Versuch war es wert. Sie bestehen zu 100% aus Bambus. Zugegeben, lieber hätte ich ein Holz gehabt, das heimisch wächst, aber es ist ein erster Schritt. Dafür stammt das Bambus aus nachhaltigem Anbau. Denn ebenso wenig, wie ich Schweinchen-Babes Stimme beim bürsten hören wollte: „Hey, du schrubbst dir die Zähne mit meiner Mami!“ , hätte ich gerne fiese Low-Kicks vom Kung-Fu-Panda dabei kassieren wollen. Heute das erste Mal damit gebürstet. Ich bin am Ziel, meine Mundpflege ist zusammen mit meinem Zahnsalz komplett plastikfrei. Die Borsten sind angenehm, das Zahnfleisch beschwert sich nicht und auch das Holz ist angenehm. Weit entfernt erinnert es etwas an den hölzernen Eisstil eines Magnum-Eises. Mit Mandeln. Oh, Himmel. Heißhungerattacke. Ich muss zum Eisfach …

Samstag, 19. April 2014

Zwölfter Schritt - Die Käsedosenodyssee

Tupper? Curver? Was ist das?
Heute ist Samstag. Es ist wieder Wochenmarkt. Da ich jedoch ohnehin zum Wasserkauf in den Supermarkt muss, will ich meinen Einkauf komplett dort erledigen. Wie vielerorts gibt es hier direkt nebeneinander vier Supermärkte und einen Getränkemarkt. Wer jedoch ohne Verpackungsmüll und noch dazu in Bioqualität einkaufen will, für den bleiben von den vier Supermärkten nicht viele übrig. Das komplette Warensortiment, mal abgesehen von den Backautomaten, ist bei den Discountern verpackt. Das wenige unverpackte Gemüse ist leider konventionell angebaut. Die beiden anderen führen zumindest loses Gemüse und haben eine Käsetheke, jedoch nur einer davon in Bioqualität. Ich habe meine Stoffbeutel mit und habe sogar eine Edelstahlbox mitgebracht, um meinen Käse verpackungsfrei mitzunehmen. Der Beutel ist schnell voller Obst und Gemüse. Dem Triumph nahe, wähle ich meinen Frühstückskäse und reiche lächelnd meine Edelstahlbox über die Käsetheke.
„Tut mir leid, dürfen wir nicht. Wegen des HACCP!“, sagt die leicht erkältete Dame am Verkauf.
„Oh! Warum das denn nicht?“, frage ich.
„Es könnten Bakterien drin sein. Wir könnten den Hygiene-Standard so nicht erfüllen. Der Chef achtet da sehr drauf“, sagt sie und schnäuzt sich in ein Papiertaschentuch. „Was darf’s denn sein?“, fragt sie und steckt ihr Taschentuch in den Kittel.
Zum Glück trägt sie Handschuhe, denke ich mir, lehne aber letztlich doch ab. Also, Einkauf ins Auto und doch zu Fuß hoch zum Wochenmarkt. Der gute Käsehändler in seinem rollenden Käseladen freut sich mich wieder zu sehen. Der merkwürdige Kerl, der kein Plastik will, ist wieder da, lese ich in seinen Augen. Als ich die Box herüber reiche, packt er den Käse kommentarlos rein. HACCP gibt es hier nicht. Auch keine Handschuhe. Und sicher ist er auch nicht immun gegen Erkältungen. Aber es erscheint mir irgendwie doch etwas geerdeter. Ich weiß, dass er vor meinem Käse das Wechselgeld des Kunden zuvor in der Hand hatte. Er weiß, dass ich das weiß, und dafür erzählt er mir auch nicht, dass sein Käsemesser nach jedem Schnitt abgekocht wird. Der Käse ist ohnehin voller Milchsäurebakterien. Die werden ihr Revier schon zu verteidigen wissen.


Heimischer Glascontainer!
Unsere ehemalige Tupperware-Schublade hat sich inzwischen inhaltlich merklich verändert. Meine Freundin und ich müssen uns zwar aufwärmen, wenn wir das gefühlte 50 Kilo wiegende Ding öffnen wollen, ohne Muskelzerrungen zu riskieren, doch dafür gibt es jetzt kein Lebensmittel mehr, das wir in Plastik aufbewahren. Kühlschrank, Gefrierschrank, beide sind inzwischen mit Glas und Edelstahl voll. Das eine oder andere haben wir dazu gekauft, vieles haben wir jedoch einfach nur nicht in den Glascontainer geworfen. Wenn der Gesetzgeber das mitbekommt - bitte lesen Sie nicht weiter, Herr Dr. Schäuble -, wird es sicher eine Steuer für die Mehrfachnutzung von Einwegverpackungen geben. Ich sehe mich schon bei meiner Steuererklärung angeben, wie oft ich Gurken-, Marmeladen- und Pesto-Einweggläser mehrfach genutzt habe, denn sie eigenen sich nicht minder gut zum Aufbewahren von Resten des Vortags oder dazu, selbstgemachte Soßen-, Brotaufstriche und ähnliches längere Zeit zu konservieren. Warum 19% Mehrwertsteuer auf ein neues Einweckglas zahlen, wenn ich es auch zu sieben Prozent zu meinen Sauerkirschen hinzubekomme - ich sagte doch, sie sollen nicht weiterlesen. Pfui! - Kein Müll, keine Unkosten, keine Stoffe, die ins Essen abgesondert werden … was will man mehr? - Ja, ich weiß, weitere 12% Steuer wollen SIE, Herr Doktor!

Mittwoch, 9. April 2014

Elfter Schritt - Bodylotion und Peeling

Könnte ein Caipi to go mit Zuckerrand sein,
ist aber mein self-made Peeling
Wieder zurück im Badezimmer. Eigentlich sind hier alle Einwegbehälter aus Plastik. Shampoo und Duschgel hatte ich ja schon beseitigt, aber es stehen noch so viele Schalen, Flaschen und Tuben rum, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Was als nächstes leer wird, kommt auf den Prüfstand, denke ich mir, und das ist jetzt eine Körperlotion und ein Peeling. Ja, werte Frauen, auch Männer nutzen Peelings. Glaubt bloß der Werbung nicht! Wie sonst soll man den Grillgeruch und das Motoröl weg bekommen, wo wir doch ständig Fred die Brontosaurier weg grillen und unsere eingeölten nackten Oberkörper zwischen den Regentonnen-großen Zylindern unserer Muscle Cars hin- und herschieben müssen. Die meisten Peelings enthalten – was für eine Überraschung – zumeist Polyethylen- oder Polypropylenkügelchen. Immerhin hat das den Vorteil, dass es unmittelbar in Fischmägen landen kann, wenn es erst einmal über das Abwasser in die Flüsse und Meere gelangt ist, und nicht den mühsamen Umweg über die Plastikzersetzung und das Ausspülen aus den Deponien hinter sich bringen muss. Weg damit. Salz hatte ich ja bereits in der Zahnpflege angefangen zu nutzen. Salz löst sich wunderbar im Mund auf, und das tut es leider auch unter der Dusche, und zwar viel zu schnell. Beim ersten Test brauchte ich eine Handvoll, um tatsächlich damit zu peelen. Das erschien mir verschwenderisch. Salz löst sich jedoch nicht in Öl. Einen Teelöffel Salz in ein gutes Schnapsglas voll Olivenöl gemengt und ich habe ein Peeling, das wirklich gut funktioniert, und nein, man muss kein Shaolin-Mönch sein, um mit Salz zu peelen. Da brennt nichts.

Exotik für anspruchsvolle Männerhaut!
Und wenn ich schon einmal das Olivenöl von der Küche ins Badezimmer überführe, nutze ich es auch gleich anstelle der Lotion. Direkt nach dem Duschen ein bis zwei Hände voll auf die duschnasse Haut und gut ist’s. Es zieht nicht weniger schnell ein als jedes andere Körperöl. Natürlich ist es in diesem Bezug den milchigen Bodylotions unterlegen, doch es fühlt sich prima an, und die paar Minuten Zeit nehme ich mir gerne, wenn ich dafür meinen Plastikmüll auf Null reduziere, denn das Öl kommt in Glasflaschen mit Metalldeckel daher.
Wenn schon experimentieren, dann richtig: Mein Butterschmalzersatz, das Kokosöl, muss auch dran glauben. Kokosöl ist bei Zimmertemperatur fest. Zwischen den Händen wird es jedoch nahezu sofort flüssig. Es dauert allerdings etwas länger, sich damit einzureiben. Es zieht auch nicht so schnell ein, wie das Olivenöl. Dafür macht es eine sehr weiche Haut, und meine Freundin mag den Kokosgeschmack. Was für die Pfanne gut ist, kann für mein Gesicht nicht verkehrt sein, und ich verbitte mir jegliches Wortspiel auf diesen Vergleich. Jedenfalls fühlen sich beide Alternativen gut an, und wer umgibt sich nicht gerne mit einem Hauch griechischer oder karibischer Exotik, während er mit nacktem Oberkörper lässig an sein Muscle Car gelehnt am Grill steht und Brontosaurierburger brutzelt. Wilmaaaaaaa!

Samstag, 22. März 2014

Zehnter Schritt - Schokoliertes Streichfett

Schoko-Nuss-Glück: Fair-Trade, bio, vegan
Als nächstes stehen die morgendlichen Frühstücksrituale auf dem Prüfstein. Ein Vollkorntoast zum Abschluss mit einer Schoko-Nuss-Creme gehören für mich zum Muss. Früher war es Nutella, dann war ich irgendwann auf die Schoko-Nuss-Creme von Alnatura umgestiegen. Nutella schmeckte danach nur noch nach Zucker, weshalb ich dabei blieb. Der Plastikdeckel des Nutella-Glases war also bereits kein Problem für mich, als ich noch nicht wusste, dass er ein Problem für mich ist. Dennoch will ich auch den Glas- und Blechdeckelmüll des Alnatura-Glases einsparen, und zwar ohne auf Rohstoffe aus ökologischem Anbau, Fair-Trade und natürlich Geschmack zu verzichten. Nach einigem Tüfteln habe ich mein Rezept: Eine Hand voll Nüsse mörsern mit 2 EL Back-Kakao, 4 geh. EL Alsan Margarine, 3 geh. EL Alnatura Kokosfett und einem EL in TL Wasser gelöstem Rohrohrzucker vermengen, bis es eine homogene Masse ergibt, rein in ein altes Glas mit Deckel, und ab in den Kühlschrank damit, bis das Frühstück und der frisch geröstete Toast morgens rufen. Das einzig Ärgerliche ist, dass der günstige Kakao in einer reinen Papierverpackung daher kommt und der Fair-Trade-Bio-Kakao aus dem Tegut von einer Plastik-Innen-Verpackung umgeben ist. Ich habe mich dennoch für Letztgenannten entschieden. Die Packung reicht für gut 20 Gläser morgendlichen Glücksbringers. Da mag der Hauch von Plastik vernachlässigbar sein, doch ich suche weiter.


Und einen Hauch grüner ist er auch noch.
Bei süßem Aufstrich – so hat mich die Zahnpasta-Werbung über die Jahrzehnte konditioniert – denke ich natürlich gleich an meine Zahngesundheit. Obwohl es um die jedoch seit ebenso vielen Jahrzehnten sehr gut steht, nutze ich den Moment dennoch für einen Nachtrag. Ich hatte ja Salbei gemörsert und Salz hinzu gegeben. Das Ergebnis überzeugt mich bisher. Ich habe sogar den Eindruck, dass ich weniger Zahnstein habe. Das kann jedoch auch eine Täuschung sein. Ich bin daher auf meinen kommenden Zahnarztbesuch gespannt. Wie dem auch sei. Die 40 Gramm sind weggeputzt. Sie hatten für gut einen Monat dreimaligen Zähneputzens gereicht. Wer sich an meinen Zahnpasta-Blogeintrag entsinnt, mag sich auch an das Bild meines recht groben Zahnsalzes entsinnen. Meine neue Produktion folgt demselben Rezept, allerdings habe ich nun Salbei und Salz zur gleichen Zeit gemörsert. Das Ergebnis ist ein feiner zerriebenes Salbei (endlich keine Salbeistückchen mehr zwischen den Zähnen – vielleicht ein Grund weshalb sich dort kein Zahnstein bilden konnte?) und auch ein feineres Salz (endlich unmittelbar mit dem Putzen loslegen – keine Angst mehr, dass Salzkristalle in der gefühlten Größe eines Eisbergs meinem Zahnfleisch dem Rumpf der Titanic gleich harm zufügen). Ich bin der König des Zahnsalzes, Frau Winslet.

Donnerstag, 13. März 2014

Neunter Schritt: Wasserkocher und Teeei

Hast verloren, blaue Elise!
Vorab ein Wort zu etwas, dass ich gerne als konterrevolutionäres Missionieren bezeichnen möchte. Ich finde es sehr amüsant, dass binnen der letzten drei Monate, seit ich mich um das Plastik- und Müllsparen bemühe, immer wieder Menschen versucht haben, meine Bemühungen zu widerlegen, indem sie Dinge aus meiner Lebensrealität herauspickten und stolz als Beweis unterstellten Gutmenschentums präsentierten. Vereinfacht dieses Verhalten, sich der eigenen Verantwortung zu entziehen? Nein, nur weil mein Laptop noch immer aus Plastik ist, ist nicht recycelbares Plastik und Müll an sich an anderen Stellen einzusparen, nicht unnütz. Nur weil ich zwischendurch mal ein Nahrungsmittel in Plastikverpackung kaufe, weil ich keine Alternative finde oder auch einfach zu faul bin, für diesen einen Artikel extra in einen anderen Laden zu fahren, heißt das nicht, dass ich die anderen acht gelben Säcke, die ich inzwischen pro Jahr einspare, getrost auch wieder füllen könnte. Nur weil ich Plastik, mit dem mein Essen nicht in Berührung kommt, erst dann austauschen möchte, wenn es kaputt ist, ist das kein Beweis dafür, dass ich Plastik doch ganz toll finde, sondern allenthalben dafür, dass ich eine sehr genaue Vorstellung davon habe, was Müll ist und was nicht.

Hier kam das Teeei nach der Teehenne!
Und genau da sind wir beim richtigen Punkt. Mein Plastikwasserkocher im Büro funktionierte zwar noch, sprich: Er erhitzte, doch ist es durchaus empfehlenswert Plastikgegenstände nicht mehr zu nutzen, sobald sie Risse oder Kratzer haben. Und eben das hatte die blaue Elise unter den Billigwasserkochern. Da meine Freundin bereits einen hübschen nahezu plastikfreien Wasserkocher in den gemeinsamen Haushalt eingebracht hatte, kann ich meinen nicht minder hübschen ebenso nahezu plastikfreien zum Austausch ins Büro bringen (sechs Jahre altes Schnäppchen, gibt's aber noch immer - wenn auch teurer - bei Ebay). Und da ich schon mal dabei bin, tausche ich auch gleich mein ehemals als chic, innovativ und modern empfundenes nicht-eiförmiges Teeei aus Edelstahl und Plastik gegen ein tatsächlich eiförmiges aus reinem Edelstahl (gibt's in jedem Supermarkt). Frisch gebrühter Tee, frei von Weichmachern, BPA und allem anderen. Jetzt gibt's keine Ausrede mehr für den Büroschlaf.

Freitag, 7. März 2014

Achter Schritt: Schuhe

Golfschuhe sind out: Der Billardschuh aus Portugal
Meine Schuhe trage ich jetzt schon über zwei Jahre. Sie sind die übliche Kombination aus Leder und Kunststoff, aus der die meisten Schuhe hergestellt sind. Inzwischen sind sie jedoch so ausgetreten, dass kein Weg an einem Neukauf mehr vorbei geht. Auch da will ich neue Wege beschreiten. Ich möchte nicht nur Plastik vermeiden, sondern auch Tierisches im Schuhwerk. Mein neuer Schuh soll ein plastikfreier veganer Allrounder werden.
Es gibt haufenweise Schuhwerk ohne Leder. Und zwar mehrheitlich solche aus Kunststoff. Das Bisschen, das übrig bleibt, sind beispielsweise Schuhe aus Baumwolle. Schuhe aus Stoff erscheinen mir jedoch nur die richtige Wahl für den niederschlagsarmen Sommer. Hinzu kommt noch, dass selbst diese Schuhe oft mit Knochenleim geklebt sind, so dass sie zwar meinen Anspruch in Bezug auf den Kunststoff erfüllen, ohne Leder auskommen, jedoch eben nicht ohne tierische Produkte in der Verarbeitung. Nach einigen Stunden Recherche in zahlreichen Onlineshops finde ich einen Kompromiss, mit dem ich mich arrangieren kann: Ein veganer Schuh aus recyceltem Kunststoff mit einer Sohle aus Recycling-Gummi, der so was von klasse mit dem Rot des väterlichen Billardtisches harmoniert, dass man gar nicht mehr spielen mag. Warum auch immer. Noch dazu „Fair Trade“. Himmel, geht noch mehr? Gekauft. Passen auf Anhieb. Wir sind Freunde, auch wenn ich für den nächsten Schuh kompromisslos weitersuchen werde.


BUND-Diät, schlank in 7 Wochen
Im Übrigen: Plastikfastet jemand mit? Eine tolle Aktion, zu der BUND da aufgerufen hat. Wer schon nicht klassisch fastet, könnte wenigstens seinen Abfall fasten. Zwischen Aschermittwoch und Ostern Plastikmüll so gut wie möglich vermeiden, ist die Anregung. Da ich das ohnehin schon seit Dezember mache, fällt es mir leicht, mich anzuschließen und es für diese vier Wochen noch zu intensivieren. Umso leichter fällt es mir, wenn ich solche Berichte, wie dem über die Donau lese. In Plastic Planet war es das Meer, das als Beispielgeber für die Vermüllung mit Mikroplastik herhielt. Im Zentrum Europas lebend, hört sich das einigermaßen fern an, doch die Donau? Besser kann sich kaum verdeutlichen, dass das Problem uns alle betrifft. Wenn es in der Donau so aussieht, weshalb sollte es im Main und seinen Nebenflüssen anders aussehen? Bislang habe ich mit meinen Plastikmülleinsparungen pro Jahr hochgerechnet schon sechs gelbe Säcke weniger an Müll an die Straße zu stellen. Und es sind erst wenige Schritte, die kaum merkliche Einschnitte mit sich bringen. Mit den 40 Millionen Haushalten Deutschlands multipliziert wird klar, welche Wirkung eine solche Aktion haben könnte. Also auf geht’s! Hash tagged eure Erfahrungen mit #plastikfasten. Vielleicht gewinnen wir so die eine oder andere Idee. 

Donnerstag, 27. Februar 2014

Siebter Schritt: Zahnpasta

Mr.Burns: "Ich bringe euch Dr. Liebe."
Moe: "Oh, er bringt uns Liebe. Lasst  
ihn nicht fort. Brecht ihm die Beine!"   
Als nächstes steht meine Zahncreme  auf dem Prüfstand: 30 Gramm Plastikmüll, die ich doch sicher irgendwie einsparen kann. Ich durchforste das Supermarktsortiment. Eine handvoll Zahncremes in  Metalltuben gibt es, Ajona von Dr. Liebe und verschiedene von Weleda. Bei der Recherche fällt mir auf, das die eine oder andere Zahncreme sogar Plastikkügelchen unter den Inhaltsstoffen hat. Was ist also mit den gefühlten 80% Stoffen, die doch eigentlich nichts mit Zahnpflege zu tun haben, die die Paste lediglich süß schmecken lassen, sich glatt anfühlen lassen, haltbar machen, mit klaren augenschmeichelnden Farben versehen und verhindern sollen, dass sich die schönen bunten Streifen vermengen? Ich möchte das ebenso reduzieren. Auf das, was für die Zähne nötig ist. Letztlich finde ich Hinweise auf Salz zur Zahnpflege. Warum nicht, denke ich mir. 

Was noch bleibt, ist die Frage nach der Fluorid-Zugabe. Dazu kursieren einige Seiten im Internet, die Fluorid als nicht hilfreich, teils sogar als giftig darstellen. Denen gegenüber stehen mehrheitlich seriöse Seiten, die das Gegenteil behaupten. Letztlich komme ich zum Schluss, dass die Erstgenannten alle dem gleichen Schema folgen: Sie verbreiten Angst vor Fluorid, indem sie die Nebenwirkungen von Fluor oder die bei massiver Überdosierung auflisten
Dr. Zahnsalz mit Fluorid und Salbei
oder Studien zitieren, die sie offenbar nicht bis zum Ende gelesen haben. Das ist so in der Art wie: "Hey, du kannst doch nicht in einem Fluss baden. Weißt du nicht, dass Flusssäure ätzend ist und außerdem Studien ergeben haben, dass Fische  mit Quecksilber belastet sind?" Ich vertraue, da dann doch eher den Zahnarztfrauen aus der Werbung, die stets Fluorid empfahlen. Ich nehme also ein fluoridiertes und kein normales Kochsalz. Dem mische ich noch frisch gemörsertes Salbei hinzu. Für den Geschmack und der entzündungshemmenden Wirkung wegen.

Das Ergebnis ist klasse: Salzig, salbeiig, und der Speichelfluss gibt einem einen einen Einblick, wie es Homer Simpson auf Moes Theke schlafend ergehen mag. Ich muss keine Sorge haben, etwas zu verschlucken und habe nicht einmal den Drang den Mund im Anschluss auszuspülen. Ein gutes Zeichen, denke ich. Wer es ausprobieren will, sollte sich jedoch folgenden Tipp zu Herzen nehmen: Salz vorher auflösen, der Einfachheit halber im Mund, denn mit den Salzkristallen das Zahnfleisch zu verletzten und dann selbiges in die Wunden zu bekommen, ist echt mehr was für Shaolin-Mönche.

Donnerstag, 13. Februar 2014

Sechster Schritt: Quark ohne Plastikschale

Die große Auswahl an Plastikschalen
Seit Jahren esse ich jeden Werktagmittag Obstquark im Büro. Quark aus einer Plastikschale, Obst aus einer Blechdose mit Plastiküberzug innen und das Ganze in einer Plastikbox zur Mitnahme. Mein persönlicher Rekord an Plastikbegleitern. Ich mache mich auf die Suche nach Quark im Glas. Fehlanzeige. Nur eine Bio-Molkerei am Bodensee konnte ich ausfindig machen. Das wäre natürlich völlig unökonomisch und unökologisch ohnehin, bedenkt man wie viele Milchbauern die Wetterau hat. Selbst Bio-Quark gibt es nur im Plastikbecher.  Ich schaue nach der Alternative, ihn selbst herzustellen. Unter anderem auf Seiten aus den USA, wo Quark nahezu unbekannt ist und daher nur sehr selten und wenn dann zu horrenden Preisen erhältlich ist, werde ich fündig. Zwei Liter Buttermilch benötigt man für ein halbes Kilo Quark. Wow. Das ist meine bisherige Tagesration. Ein Grund mal meinen Quarkkonsum zu überdenken. Ich lese mich in die Materie ein. Eine normale Kuh, also keine Hochleistungs-Muh-Kuh, deren Euter auf pralle 50 Liter Milch pro Tag gezüchtet ist, mit dem sie kaum mehr stehen kann, gibt 15-20 Liter Milch täglich, das heißt 10 von meiner Sorte teilen sich eine ganze Kuh. Erschreckend, wie ich finde. Das kann mit artgerechter Tierhaltung nicht funktionieren. Doch weniger Eiweiß, kann das funktionieren?

Yummi, zweimal Mittagessen to go
Als Sportler ging ich die letzten Jahre von 1,5 g bis zwei Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht täglichen Proteinbedarf aus.150 bis 200 Gramm Eiweiß pro Tag waren das täglich.Doch brauche ich das wirklich? Die gängigen Fitness- und Bodybuildingzeitschriften schreiben das. Die DGE dahingegen weist den Proteinbedarf in einer  Metaanalyse der belastbaren Studien zum Thema mit 0,83 g/kg aus, wobei sie lediglich einen Zusatz von weiteren 0,3 g/kg für den Muskelaufbau als nötig ansieht. Was wisst ihr schon von Kraftsportlern, wäre früher mein Gedanke gewesen. Mittlerweile neige ich zu einer anderen Frage: Was haben die Autoren von Zeitschriften, die sich über die Anzeigen von Sportnahrungsherstellern finanzieren oder von Sportnahrungsherstellern herausgegeben werden, davon, einen geringeren Eiweißbedarf in ihren Artikeln auszuweisen? Die Antwort ist klar: Die DGE hat keinen Vorteil, die Sportzeitschriften einen offensichtlichen und merklichen wirtschaftlichen Nachteil. Sogar die FIFA, bei denen es letztlich um Millionen geht, folgt grundsätzlich der DGE. Die Stimme der Vernunft entscheidet sich und ruft: 75 g Eiweiß reichen offensichtlich. Also reduziere  ich meinen Quarkkonsum auch auf die Hälfte. Selbst mein Calcium- und B12-Bedarf pro Mahlzeit wird damit gedeckt. Das Selbstmachen schiebe ich auf den Sommer auf, weil mir die Vorstellung, dafür den Herd nutzen zu müssen, erscheint, als würde ich den Teufel mit dem Beelzebub austreiben. Ich entscheide mich für einen Bioquark aus der Packung und kehre damit dem konventionellen Quark den Rücken. Wenn ich schon nur noch halb so viel brauche, kann ich auch gleich die Ersparnis artgerechter Haltung zugute kommen lassen. Ich finanziere damit eine glücklichere Kuh, die ich mir nun immerhin mit 20 Sportlern meiner Sorte teile. Und Obst gibt es nur noch frisch, saisonal und vom Markt. Abgesehen natürlich von den Amarenakirschen im Glas, weil die nicht auf Bäumen wachsen. Außerdem nehme ich nun Einmachgläser zum Transport. Quarkschalenmüll halbiert, Obstdosenmüll auf Null reduziert und kein Transport mehr in Plastik. Bingo!

Ach, ja, und noch ein kleiner Nachtrag zum Thema Haarseife. Dudu-Osun ist wirklich toll. Toller Schaum. Tolle Handhabung. Aber eben nicht wie ein Shampoo. Zumindest ich muss zwischendurch immer wieder mal mit Zitronensaft spülen, sonst gibt es so stark Schuppen, dass ich zwischenzeitlich sogar Angst vor Polizeikontrollen bekam. „Hey, was ist denn das für ein weißes Pulver? Auf den Boden, auf den Boden!“ Immerhin gibt es Zitronensaft in der Glasflasche.

Samstag, 8. Februar 2014

Fünfter Schritt: Bewusst einkaufen

"Lassen Sie's einfach  hier reinfallen. Danke!"
Heute auf dem Speiseplan: Ragout aus Paprika im Plastikmantel an Kartoffeln in einem Netz aus Plastik. Dazu Tomaten im Plastikbett. Ich sehe ja ein, dass der Supermarkt möglichst bequem für den Kunden sein will. Er soll nicht darüber nachdenken müssen, wie viel er wirklich braucht oder gar einzeln mit seinen ungewaschenen klebrigen Patsch-Händen Gemüse vom Wühltisch in seinen Gitterwagen klauben, sondern schlicht einmal zulangen und eine normierte Anzahl mitnehmen können. Dann hält er sich auch nicht so lange an der Kasse auf, um seine Beute wiegen zu lassen. Mehr als überdenkenswert. Slow Food passt gut zu Slow Shopping, sage ich mir, also gehe ich nun überwiegend auf den Wochenmarkt, der zweimal wöchentlich in Friedberg stattfindet. Ich habe meinen Stoffbeutel dabei, der freundliche Händler hinter dem reichhaltigen Stand packt mir mein Obst und Gemüse in der gewünschten Zahl dort hinein – ich darf es mir sogar aussuchen und *trommelwirbel* selbst nur eine Zuckerschote kaufen, wenn ich wollte –, und auch meinen Käse hole ich dort; nur umwickelt von Papier. Prima. So habe ich mir das vorgestellt. Hast verloren, Plastik-Gemüseverpackung! Das Einkaufen dauert allerdings fast doppelt so lang, weil ich ständig Bekannte und Freunde treffe. Und das ist gut so!


Zwei meiner besten Freunde am Morgen
Übrigens habe ich jetzt im REWE-Markt – nein, ich kehre den Supermärkten nicht völlig den Rücken – meinen täglichen Gemüsesaft doch noch in einer Glasflasche gefunden. Die Firma Heil aus dem Taunus, lokal also, bietet ihn an. Und lokal ist wichtig, wenn man auf Plastik verzichten will, denn Glas versaut seine Ökobilanz über sein Gewicht, gleichwohl es im Vergleich zu PET doppelt so oft wiederverwendet wird. Je geringer die Transportstrecke zum Konsumenten ist, desto mehr gleicht sich Glas an die Ökobilanz von Mehrweg-PET an. Glas von um die Ecke schlägt sicher PET von kurz hinter ADW, und beide schlagen gewiss Einweg-PET um Längen. Einleuchtend und leicht zu merken. Ich merk’s mir, und der Gemüsesaft trifft meinen Geschmack sogar besser als der vom Aldi im Tetra-Pak, den ich sonst immer hatte, was hoffentlich nicht mehr dem ITX geschuldet ist.